Ein gesunder Boden ermöglicht eine resiliente Landwirtschaft (Dritter Landwirtschaftstag)
Mehr als 50 Teilnehmer folgten der Einladung zum 3. Landwirtschaftstag in Wartaweil am 25. und 26. März 2022. Der BN, der Bayerische Bauernverband (BBV) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim (AELF) hatten sich diesmal das Bodenleben als Thema vorgenommen.
Ziel dieser Begegnung war es, Landwirtschaft, Naturschutz und Gesellschaft wieder in einen intensiven Austausch miteinander zu bringen.
In einem Workshop mit dem Titel „Humus sapiens Bodenorganismen“ konnten die Teilnehmenden gemeinsam mitgebrachte Bodenproben aus Ackerflächen und Wiesen untersuchen. Schnell wurde klar, dass ein Boden auf Dauer nur dann gute landwirtschaftliche Erträge liefern kann, wenn ein vielfältiges und aktives Bodenleben vorhanden ist.
In seinem Referat am Nachmittag erläuterte Dr. Julian Chollet (Gesellschaft für mikroBIOMIK) genau, worauf es ankommt, wenn man die Vielfalt im Boden fördern will. Bodenlebewesen wie Pilze, Amöben, Bakterien und Viren haben alle ihre Aufgaben. Sie sorgen für ein stabiles Ökosystem, damit Pflanzen mit Nährstoffen versorgt sind und Humusaufbau, Wasserhaushalt und Erosionsschutz funktionieren können. Beeindruckend waren die sogenannten „Wurzelhosen“, wie Garnet Wachsmann (Bildungsreferentin der Energiewende Oberland) diese betitelte, welche an den Wurzeln von Pflanzen im gesunden Boden haften.
Das Pilzgeflecht, das in einer Symbiose mit der Pflanze lebt und sich mit ihr austauscht, spielt dabei eine enorme Rolle. So sollte man dem Boden möglichst viel Ruhe gönnen und mit standortangepassten Bewirtschaftungskonzepten das Bodenleben fördern. Dazu gehören Agroforstsysteme, vielfältige Fruchtfolgen, organische Düngung und bodenschonende Anbauverfahren. Auch Ackerrandstreifen und Heckenstrukturen fördern die Bodenvielfalt.
Der Vortrag von Roswitha Walter (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) bestätigte die Notwendigkeit der oben genannten Maßnahmen zum Erhalt der landwirtschaftlichen Erträge, die auch zum Schutz und Förderung der 25 in Bayern auf landwirtschaftlichen Flächen vorkommenden Regenwurmarten dienen.
In der Diskussion zeigte sich, dass gerade junge engagierte Landwirte sich intensiv mit Nachhaltigkeitsfragen in der Landwirtschaft beschäftigen. „Unsere jungen Landwirte genießen eine hervorragende Ausbildung“, so Dr. Stefan Gabler (AELF und Ökoschulleiter). So werden in den landwirtschaftlichen Fachschulen den künftigen Betriebsleitern praktische Forschungsergebnisse der Landesanstalt beispielsweise auch hinsichtlich einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung vermittelt. Die sehr engagierten Landwirte, die an der Informationsveranstaltung teilgenommen haben, konnten deutlich machen, wie sehr ihnen die Gesundheit des Bodens am Herzen liegt.
Die abschließende Diskussion zeigt die Unzufriedenheit mit dem bestehenden System auf, sowohl von landwirtschaftlicher Seite als auch vom Naturschutz. Ein „Weiter so“ können sich alle nicht vorstellen. Der Flächenverbrauch dürfe so nicht weiter vorangetrieben werden, forderte Ralf Huber (Bezirkspräsident Oberbayern des BBV). „Kreisläufe sollten zu Ende gedacht werden, auch im Hinblick auf staatliche Vorgaben. Hier braucht es mehr Verständnis von der politischen Seite“.
Stephan Kreppold (BN-Arbeitskreis Landwirtschaft) kritisierte die zu starke Verdichtung der Äcker durch Großmaschinen und Bewirtschaftungsfehler, deren Folge die Zerstörung einer gesunden Bodenstruktur ist. Er mahnte zu einem achtsameren Umgang mit dem Boden, der nur in einem guten Zustand einen dauerhaft hohen Ertrag sichern würde. Im Hinblick auf den Ukraine-Krieg wurde appelliert, jetzt auf keinen Fall die schon entwickelten Maßnahmen in der Landwirtschaft zur Förderung der Artenvielfalt und des Klimaschutzes fallen zu lassen. Auch einen generellen Verzicht auf manchen „Luxus“, den sich unsere Gesellschaft vielfach leistet, und einen besseren und bewussteren Umgang mit Lebensmitteln wünschten sich viele Teilnehmer:innen. Dies würde auch den Import von Futtermitteln aus Ländern, die dafür Regenwälder abholzen, reduzieren.
Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. kam es beim Volk der Sumerer durch die nicht-nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens und eine Bürokratie, die notwendige Veränderung verhinderte, zum Niedergang einer Hochkultur, erinnerte Dr. Julian Chollet. Das stete Wachstum der Betriebe und der Wirtschaft erscheinen nicht mehr zeitgemäß. Wir benötigen einen resiliente, eine widerstandsfähige, Landwirtschaft.