Biotoppflege oder Landschaftspflege – was ist das eigentlich?
Ein Hauptziel des Naturschutzes ist der Erhalt von Biotopen oder ganzen Lebensräumen mit ihren dazugehörigen Lebensgemeinschaften aus Tieren, Pflanzen und Pilzen. Die allermeisten Lebensräume bei uns sind seit Jahrhunderten genutzt worden. Hauptsächlich dadurch ist die Vielfalt entstanden, die Mitte des vorletzten Jahrhunderts etwa ihren Höhepunkt hatte. Die Vielfalt auf unseren Mähwiesen ist also zum größten Teil eine Kulturleistung. Ohne regelmäßige Mahd oder Beweidung gäbe es sie nicht. Die Aufgabe besteht nun darin, die Flächen auf eine extensive Art so weiter zu nutzen, dass diese Vielfalt – die durch eine intensive Nutzung oder durch ein Nutzungsaufgabe gefährdet, oder oft schon verloren gegangen ist – wieder entstehen kann.
Flächen, die schon länger nicht mehr gemäht worden sind, wachsen mit Büschen, Sträuchern und Bäumen zu. Damit verschwindet im Laufe der Zeit die typische Vielfalt der Blütenpflanzen und der Kräuter auf der offenen Wiese. Wir entfernen Büsche, Sträucher und Bäume und mähen die Flächen (zum richtigen Zeitpunkt) wieder, damit die Vielfalt zurückkehren kann. Die Bedeutung besonders wertvoller und artenreicher Wiesen in unseren Breiten kann man durchaus mit der von Regenwäldern in anderen Teilen der Welt vergleichen. Erst die Artenvielfalt bei den Pflanzen ermöglicht die Artenvielfalt bei den Tieren im gleichen Lebensraum.
Eine erfolgreiche Pflege der Biotope ermöglicht …
Biotoppflege auf etwa 60 verschiedenen Flächen
Wir pflegen im Landkreis Starnberg etwa 60 unterschiedliche Biotope. Die Pflege erfolgt in den meisten Fällen durch die Mahd mit unserem Motormäher. Das Mähgut von den Flächen wird dann meist von unseren Mitgliedern und weiteren ehrenamtlichen Helfern so zusammengerecht, dass es von Landwirten abgeholt werden kann, oder sogar aus der Fläche herausgezogen, wenn die Flächen mit Traktoren nicht befahrbar sind. Das kostet viel Zeit und Kraft, aber es ist eine sehr schöne, fröhliche und sinnstiftende Gemeinschaftsarbeit. Nur einige wenige Wiesen sind so beschaffen, dass sie ganz durch beauftragte Landwirte bewirtschaftet werden können.
Das Messer unseres Balkenmähers schneidet das Gras und die Kräuter unten wie eine Schere ab, so dass den Insekten und Spinnen in den jeweiligen Lebensräumen so wenig wie möglich passiert – ganz im Gegensatz zu den Kreiselmähwerken, die gewöhnlich in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Artenreiche Wiesen werden etwa nach Johanni, dem 21. Juni, gemäht. Kalkmagerrasen ab der dritten Juli-Woche und die feuchten Streuwiesen ab Anfang September, um den jeweils wertgebenden Pflanzengesellschaften eine optimale Entwicklungsmöglichkeit zu bieten. Die Sumpfgladiole hätten gerne einen Schnitt ab Mitte/Ende August und Flächen, auf denen der Frühlingsenzian vorkommt, sollten vor Mitte August gemäht werden.
Dabei ist immer zu bedenken, dass nicht nur eine zu frühe Mahd der wertgebenden Vegetation schadet, sondern auch eine zu späte Mahd, die dann oft Pflanzenarten fördert, die nicht so besonders selten sind und welche anderen Pflanzen gerne verdrängen. Wenn man dann noch auf das Wetter angewiesen ist und darauf, wie die Helfer Zeit haben, kann man sich vorstellen, dass man schon bei der Organisation und Planung ins Schwitzen geraten kann.
Bei größeren Flächen lassen wir gelegentlich auch Streifen stehen, um den dort lebenden Insekten und Spinnen eine gute Entwicklungsmöglichkeit zu bieten.
Helfende Hände sind bei der Biotoppflege immer sehr willkommen. Wer gerne mithelfen möchte, wendet sich am besten an die Ortsgruppe in der Nähe oder an die Geschäftsstelle der Kreigruppe Starnberg:
Tel. 08152 3990025 | starnberg@bund-naturschutz.de
Bericht über die Biotop-Pflegemaßnahmen in Starnberg
Der Starnberger Merkur berichtete am 02.09.2022 über das Biotop »Wilder Kaiser«, das von der Ortsgruppe Starnberg liebevoll gepflegt wird (Link zum Artikel).
Die Karte stellt die vom BN gepflegten Flächen dar.