50 Jahre - und kein bisschen leise!
Die BN-Kreisgruppe Starnberg feierte in Wartaweil am 21. März 2024 im Anschluss an die Jahresmitgliederversammlung ihr 50-jähriges Bestehen.
In festlichem Rahmen beging die Kreisgruppe Starnberg die Veranstaltung anlässlich ihres 50-jährigen Geburtstags. Bei der zu Beginn abgehaltenen Mitgliederversammlung ging der Kreisvorsitzende Günter Schorn zunächst auf die Tätigkeitsschwerpunkte der Kreisgruppe ein. Hierzu gehörten im Jahr 2023 insbesondere die Pflege von Biotopen mit einer Fläche von insgesamt mehr als 26 ha, der Amphibienschutz an 14 Stellen im Landkreis sowie die Organisation verschiedener Mitmach-Programme. Hinzu kommen der jährlich veranstaltete Landwirtschaftstag, das Ackerwildkrautprojekt, Petitionen, wie etwa die zur Rettung der Kiebitze in Bayern, die vielfältige Öffentlichkeitsarbeit und das Verfassen von Stellungnahmen zu verschiedenen Bauvorhaben. Nach den Berichten von Verena Kellner über die aktuelle Finanzlage und die Entlastung des Vorstands begann nach einer Pause mit Getränken und kunstvoll zubereitetem Fingerfood von pikant bis süß der festliche Teil der Veranstaltung.
Zunächst richteten der Landrat Stefan Frey, Stefan Schilling, Landkreisvorsitzender des LBV Starnberg sowie der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe Grußworte an die Veranstalter und das Publikum, in dem zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis und viele langjährig aktive BN-Mitglieder vertreten waren.
Stefan Frey, stellte die Reibungspunkte und unterschiedlichen Herausforderungen in den Mittelpunkt, begrüßte es aber, dass durch intensiven Kontakt und gegenseitige Wertschätzung doch immer wieder gute Kompromisse gefunden werden können.
Stefan Schilling betonte, wie wichtig es sei, dass man einen Bezug zur Natur vermittle, denn nur so könne man in Zeiten von Artensterben und Klimakrise Menschen noch zum Handeln bewegen.
Martin Geilhufe lobte die Beharrlichkeit der Aktiven, die über fünf Jahrzehnte hinweg mit ihrem Gesicht und ihrer Glaubwürdigkeit für den Erhalt der Lebensgrundlagen gekämpft haben, und freut sich schon auf die nächsten Projekte.
Burkhard Quinger berichtete über zahlreiche Erfolge seit 1974
Im Anschluss gab BN-Vorstandsmitglied und Diplom-Biologe Burkhard Quinger einen umfangreichen Überblick über die 50-jährigen Bemühungen der Kreisgruppe Starnberg, beginnend in den frühen hochpolitischen 1970er-Jahren mit der ersten Vorsitzenden Dr. Barbara Meyer (1974-1978). Als vermuteten Anstoß für die Gründung der Kreisgruppe nannte Quinger den geplanten Hotelbau am „Johannishügel“ südöstlich von Tutzing, der seit 1979 als „Flächenhaftes Naturdenkmal“ geschützt ist.
Von 1978 bis 1995 übernahm der Zoologe Dr. Fritz Schutz den 1. Vorsitz. In seiner Amtszeit erreichte er die Ausweisung von sieben „Naturschutzgebieten“ (Wildmoos - Gilching, Ampermoos, Herrschinger Moos, Leutstettener Moos, Karpfenwinkel und Streuwiesen am Starnberger See, Schluifelder Moos – Wörthsee, Ostufer des Starnberger Sees) und über 70 „Flächenhaften Naturdenkmälern“ und „Geschützten Landschaftsbestandteilen“. Als Beispiel für die Flächenhaften Naturdenkmäler nannte Quinger u.a. den „Bäckerbichel“ östlich von Erling, der Eigentum des Landkreises Starnberg ist und als wohl schönster Tumulus des Alpenvorlandes gilt, „Mesnerbichl“ und „Rauhenberg“ mit artenreichen Duftlauch-Pfeifengraswiesen und Sumpf-Gladiole, die gladiolenreiche „Obere Weiherwiese“ und der „Höllgraben“ nordwestlich von Frieding, auf dem der Gelbe Enzian gedeiht.
Innerhalb der „Ära Schutz“ wurden zudem etliche „Landschaftsschutzgebiete“ ausgewiesen, allerdings nicht allein auf sein Betreiben hin: Westlicher Teil des Landkreises Starnberg (1972), Starnberger See-Ost (1979), Würmtal (1984), Steinberg östlich von Gilching (1995), Starnberger See und westlich angrenzende Gebiete (1997). Lobend stelle Quinger heraus, dass der Landkreis bis heute immer wieder wichtige Grundstücke im Bereich des Machtlfinger Drumlinfeldes südlich von Erling erworben hat.
Zu Beginn ihrer Tätigkeit wurden von der Kreisgruppe gerichtliche Auflagen für die Reinigung von Flugzeugen in Oberpfaffenhofen erreicht und ein Golfplatz im Mahntal verhindert.
Zwischen Wessling und Oberpfaffenhofen wurde 1985 durch das wegweisende Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes die Erhaltung des Buchenwaldes „Stocket“ erfochten. Dieses Urteil trug ganz generell zur Verankerung des Anhörungsrechts des BN bei.
Dass jedoch längst nicht alle Bemühungen erfolgreich waren, zeigt etwa der Autobahnbau A96 nördlich des Schluifelder Mooses Mitte der 1990er-Jahre - eine schwere Niederlage.
Als wichtigsten Erfolg der Kreisgruppenvorsitzenden Ruth Paulig in den Jahren 1995-1997 beschrieb Quinger die Verhinderung des Golfplatzes in Andechs.
Seit 1997 ist Günter Schorn 1. Vorsitzender. In seine Amtszeit fallen u.a. die Ausweisung der FFH-Gebiete und nach jahrzehntelangen Bemühungen der Einbau der Sohlschwelle in der Amper, die das Austrocknen des Ampermooses verhindern soll. Durch Wiederaufnahme der Pflegemahd existieren hier heute große Bekassinen-Vorkommen.
In Krailling konnte die „Sanatoriumswiese“ mit Hilfe eines Bürgerbegehrens 2005 vollständig als artenreiche Wiese erhalten werden, die u. a. den Wiesensalbei, die Karthäuser-Nelke, das Scharfe Berufkraut und das Wiesen-Habichtskraut beheimatet.
Das natürliche Kiesufer von Herrsching-Mühlfeld südlich der Alten Mühle konnte erhalten werden und wurde nicht als Verlängerung der Uferpromenade ausgebaut. Dagegen konnten der Bau eines Vollsortimenters in Steinebach und die damit einhergehende Zerstörung eines Buchenwaldes und der mit Torfabbau verbundene Bau des Herrschinger Gymnasiums nicht verhindert werden.
Lobend erwähnte Quinger darüber hinaus Fachveranstaltungen des „Agrarbündnisses“ aus dem Jahr 2012 sowie die jährlichen Landwirtschaftstage, die die Kreisgruppe Starnberg in Wartaweil seit 2019 etabliert hat.
Eingerahmt wurde die 50-Jahres-Feier durch das wunderbare Harfenspiel der BN-Regionalreferentin für Oberbayern Julika Schreiber.
Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen
(Fotos: Ch. Starostzik, Text: Ch. Starostzik, H. Falk)