Blauer Sumpfstern (Swertia perennis)
Gründe für Auswahl: Der Blaue Sumpfstern oder Sumpf-Tarant erreicht im südlichen Lkr. STA alpenauswärts seine Arealgrenze und kommt in diesem Landkreis nur in den regenreichen Montanlagen vor. Es handelt sich um eine zerstreut auftretende Streuwiesenart der humiden praealpin-montanen Lagen des mittleren und südwestlichen Alpenvorlands; ansonsten in Bayern nur wenige Wuchsorte im Inneren Bayerischen Wald und südlich des Chiemsees (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 1288).
Rote-Liste Einstufung Bayern: Gefährdet (Grad 3).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Gefährdet (Grad 3).
Standort und Vergesellschaftung: In nassen, oft oberflächlich zur Entkalkung neigenden Kopfried-Beständen mit Rostrotem Kopfried (Schoenus ferrugineus), was in der Beimischung der kalkmeidenden Gewöhnlichen Haarsimse (Trichophorum cespitosum) seinen Niederschlag findet. Ebenso in Beständen der Davalls Segge (Carex davalliana) sowie in basenreichen Sumpfherzblatt-Braunseggenriedern (Parnassio-Caricetum fuscae). Darüber hinaus kommt die Art zwischen Ammer- und Starnberger See auch in nicht oder nur eingeschränkt nutzungsabhängigen Braunmoos-reichen Übergangsmooren mit den Moossynusien der Kalkreichen Niedermoore mit Arten wie Scorpidium cossoni, Campylium stellatum, Scorpidium scorpioides sowie weiteren für Braunmoor-Übergangsmoore typischen Moos-Arten wie Sphagnum warnstorfii, Sphagnum contortum und Tomentypnum nitens vor.
Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Swertia perennis: An den vier erfassten Wuchsorten des Blauen Sumpfsterns im Lkr. Starnberg unter anderem Allium suaveolens, Gentiana asclepiadea, Gentiana utriculosa, Senecio helenites und die Orchideenart Dactylorhiza traunsteineri.
Maßnahmen: Exakte Maßnahmenhinweise zum Wuchsort des Blauen Sumpfsterns (Swertia perennis) sind der im Rahmen des Projekts „Effizienzkontrolle Erschwernisausgleich“ von B. QUINGER (2003 c: S. 44-46) erstellten Studie zu entnehmen. Sie werden im Folgenden wiedergegeben:
1. Die eigentlichen Wuchsorte des Blauen Sumpfsterns möglichst nicht regelmäßig in der ersten Septemberhälfte mähen; regelmäßige Mahd wird anscheinend erst bei Durchführung der Mahd ab dem 20. September von Swertia perennis auf Dauer toleriert.
2. Teilflächen in den Wuchsgebieten des Blauen Sumpfstern zeitweise brachlegen.
3. Bei Verschilfungs- und Verhochstaudungstendenz Brachen nur kurzfristig ansetzen.
4. Die Pflege der Swertia-perennis-Wuchsorte ist in der Regel über das Programm „Erschwernisausgleich (EA)“ vertraglich zu regeln. Auf keinen Fall Schnitt-Termine vereinbaren, die vor dem 1.9. die Mahd gestatten.
5. Sind nach längeren eingeschobenen temporären Brachen Primärpflegemaßnahmen erforderlich, so lassen sich diese über das Programm „Landschaftspflege-Richtlinien“ organisieren.
6. Übergangsmoor-Standorte sind nicht in der Regel nutzungsabhängig. Es muss allerdings beobachtet werden, ob die Bestockung zunimmt und diese gegebenenfalls zurückgesetzt werden.
Untersuchte Wuchsorte im Gebiet
Nachweise ASK-Erfassungen im Jahr 2004 im Lkr. STA: Im Rahmen der ASK-Erfassungen erfolgte nur der Nachweis mehrerer an der unteren westlichen und südwestlichen Randseite einer großen Quellstreuwiese. Angegeben wurden seinerzeit als vorhandener Bestand ca. 150 Pflanzen.
Wuchsort 1: Kalk-Hangquellmoor, Zählpunkte: 19. Anzahl blühender Triebe: 249
ASK.-Nr.: BN-GL_59 ASK.-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4441548 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Insgesamt 249 blühende Triebe an 19 Zählpunkten, davon liegen alle in der südwestlichen Randzone des NDs, die zum Waldrand an der Südwest-Seite hin übergangsmoorartige Züge annimmt. Der Bestand macht einen vitalen Eindruck und ist für den Zeitraum seit dem Jahr 2004 als stabil zu bezeichnen.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort:Dactylorhiza traunsteineri. Etwas abgesetzt: Gentiana utriculosa.
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Erkennbare Gefährdungen für den Blauen Sumpfstern sind hier derzeit nicht zu erkennen.
Spezifische Maßnahmen: Bei Mahd des ND nach dem VN/EA ab dem 1.9. sollten im Wuchsbereich des Blauen Sumpfsterns temporäre Brache eingerichtet werden, um die Mahd in regelmäßigen Abständen jahrweise auszusetzen.
Wuchsort 2: Zählpunkte: 14. Anzahl blühender Triebe: 108. ASK.-Nr.: BN-GL_60. TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4439820 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Insgesamt 108 blühende Triebe, 21 Individuen an 14 Zählpunkten im mittleren Drittel Gebietes, mit deutlicher Häufung in Flächen die anscheinend selten gemäht werden und schon seit einigen Jahren brach liegen. Der Bestand macht derzeit noch einen vitalen Eindruck. Daten aus dem Jahr 2004 liegen leider nicht vor, sodass Aussagen zur Bestandsentwicklung und damit zur Bestandsdynamik seit den frühen 2000er-Jahren leider nicht möglich sind.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: An diesem Standort wurden keine weiteren seltenen, in hohem Maße artenschutzbedeutsame Pflanzenarten im Wuchsbereich der Blauen Sumpfsterns vorgefunden.
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Bei fortschreitenden Brache dürften die Flächen sich mit der Zeit mit Gehölzen wie Fichte und Moor-Birke, abschnittsweise auch Faulbaum bestocken und der Bestand des Blauen Sumpfsterns hier durch Verwaldung allmählich in Bedrängnis geraten.
Spezifische Maßnahmen: In den brachliegenden Teilen Primärpflegemaßnahmen vorsehen, um den Bestand wieder mähbar zu machen. Bei anschließender Mahd nach dem VN/EA ab dem 1.9. sollte im Wuchsbereich des Blauen Sumpfsterns temporäre Brache eingerichtet werden, um die Mahd in regelmäßigen Abständen jahrweise auszusetzen.
Wuchsort 3: Zählpunkte: 3. Anzahl blühender Triebe: 125. ASK.-Nr.: BN-GL_61 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4442151 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Insgesamt von der Fläche eher kleines, aber dichtes Vorkommen von 125 blühenden Trieben an lediglich 3 Zählpunkten aufgenommen im mittleren Drittel einer teilweise streugenutzten Offenlandfläche. Deutliche Verdichtungen des Blauen Sumpfsterns sind unmittelbar neben dem streugenutzten Bereich in mineralstoffreichen basischen Übergangsmoor-Flächen zu beobachten, die anscheinend nur sehr selten gemäht werden und sicher schon seit vielen Jahren brach liegen. Der Bestand macht derzeit (noch?) einen vitalen Eindruck. Daten aus dem Jahr 2004 liegen leider nicht vor, so dass Aussagen zur Bestandsentwicklung und damit zur Bestandsdynamik seit den frühen 2000er-Jahren leider nicht möglich sind.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Ausgedehnte Teppiche der Torfmoos-Art Sphagnum warnstorfii.
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Bei fortschreitenden Brache dürften die Flächen sich allmählich mit Gehölzen wie Fichte und Moor-Birke sowie mit der bereits angesiedelten Schwarz-Erle bestocken und der Bestand des Blauen Sumpfsterns allmählich in Bedrängnis geraten. Im Vergleich zu Standort 2 ist die Brache- und Verwaldungsdynamik aufgrund größerer Nässe allerdings anscheinend deutlich geringer ausgeprägt und weniger virulent.
Spezifische Maßnahmen: In den brachliegenden Teilen Primärpflegemaßnahmen vorsehen, um aufwachsende Gehölze wie vor allem die Schwarz-Erle hin und wieder zu entfernen. Auf eine daran sich anschließende Aufnahme der Mahd kann nicht nur, sondern sollte auch verzichtet werden, da sich der Blaue Sumpfstern in den Torfmoosrasen aus Sphagnum warnstorfii gut zu behaupten vermag und den Moos-Gemeinschaften basenreicher Übergangsmoore ihrerseits ein hoher eigener naturschutzfachlicher Wert zuzumessen ist.
Wuchsort 4: Zählpunkte: 7. Anzahl blühender Triebe: 156. ASK.-Nr.: BN-GL_62 TK-Nr.: 8033/4 GK-RW: 4446614 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Die ermittelten 156 blühenden Triebe des Blauen Sumpfsterns an diesem Wuchsort bei lediglich sieben Zählpunkten bezeugen ein eher kleines, aber dicht besiedeltes Wuchsgebiet. Es handelt sich um Schwingdeckenmoore mit Steif-Segge und Schwarzschopf-Segge sowie um übergangsmoorartige Bestände mit Torfmoos-Arten wie Sphagnum palustre und Sphagnum fallax, in geringerem Maß mit Torfmoos-Arten kalkhaltiger Standorte. Auf die Offenflächen dringen Weidenarten wie Grau-Weiden (Salix cinerea) und der Weiden-Bastard Salix aurita x cinerea vor. Die Deckungs-Anteile an Feucht-Hochstauden wie Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) sind stellenweise recht hoch, was auf die Befrachtung des Kessels mit Nährstoffen hindeutet.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Außer dem Blauen Sumpfstern wurde an diesem Standort keine weitere hervorgehoben wertvolle Pflanzenarten beobachtet.
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Bei fortschreitender ungelenkter Entwicklung ist damit zu rechnen, dass die Bestockung und damit verbunden die Beschattung der Wuchsorte des Blauen Sumpfsterns künftig zunehmen werden. Eine erhöhte Verfügbarkeit an Nährstoffen würde die Sukzessionsdynamik ankurbeln und die Wuchsorteignung für den Blauen Sumpfstern am Standrot deutlich verschlechtern.
Spezifische Maßnahmen: Primärpflegemaßnahmen vorsehen, um aufwachsende Gehölze wie vor allem Weidengebüsche und auch Schwarz-Erlen zu entfernen. Auf eine sich daran anschließende Aufnahme der Mahd kann nicht nur, sondern sollte auch verzichtet werden, da der Blaue Sumpfstern sich in den Schwingdecken des Kesselmoores zu behaupten vermag.
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
Mit Ausnahme eines Wuchsortes sind die Wuchsorte des Blauen Sumpfsterns wenig gefährdet und erscheinen als relativ stabil. Zwei Wuchsorte erscheinen ebenfalls als nicht gefährdet, bedürfen jedoch der Beobachtung, wie sich die Bestockung auf diesen Flächen entwickelt. Bei einem Vorkommen sollten Entholzungs- und Entbuschungsmaßnahmen zeitnah durchgeführt werden.
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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