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Natur vor der Haustür

Buxbaums Segge (Carex buxbaumii)

Gründe für Auswahl: In Bayern und auch zugleich bundesweit (!) befinden sich im Lkr. STA die wohl bedeutsamten Bestände der Buxbaums Segge nach den Vorkommen des Lkr. GAP (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 2429). Es handelt sich mithin insgesamt um Vorkommen von bundesweiter Bedeutung dieser nach der „RL Bayern“ als „stark gefährdet“ eingestuften Seggenart . 

Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2). 

Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).

Standort: Carex buxbaumii gedeiht an nassen bis sehr nassen, periodisch überstauten Standorten, die hydrologisch durch Entwässerungseingriffe nicht verändert sind. Sie kommt sowohl auf nassen Mineralböden als auch auf mineralstoffreichen Niedermoorböden vor, die durch ein Ca(HCO3)2 -reiches Grundwasser geprägt sind. Die Buxbaums Segge gedeiht sowohl in Überflutungsmooren als auch in Toteiskesselmooren und Schwingdeckenmooren mit kontinuierlich hohen Bodenwasserständen. Die Toteiskessel- und Schwingdeckenmoorstandorte der Buxbaums Segge sind vielfach natürlich waldfrei und nicht pflegeabhängig, die Wuchsorte an den (ehemaligen) Überflutungsstandorten sind dagegen nur durch Nutzungen wie die Streuwiesenmahd offenzuhalten. Ob Wuchsorte der Buxbaums Segge der Pflege bedürfen oder nicht, hängt von den jeweils vorliegenden standörtlichen Eigenschaften ab.

Vergesellschaftung: Die Buxbaums Segge ist charakteristisch für den nährstoffarmen Flügel des Steifseggenriedes, in dem die bestandsbildende Steif-Segge in der Regel von der oligotraphenten Faden-Segge (Carex lasiocarpa) begleitet wird. Artenschutz-bedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Carexbuxbaumii: An einigen der Wuchsorte des Lkr. Starnberg kommen gemeinsam mit Carex buxbaumii die seltenen Niedermoorarten Dactylorhiza ochroleuca, Liparis loeselii und Dryopteris cristata vor. An zwei Standorten ist Carex buxbaumii darüber hinaus gemeinsam mit der Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) und dem Schwarzen Kopfried (Schoenus nigricans) anzutreffen.

Maßnahmen: Siehe Maßnahmenvorschläge zu den einzelnen Wuchsorten!

Von der nah verwandten und ähnlichen Hartmanns Segge unterscheidet sich die Buxbaums Segge durch ihre eiförmig-ovalen und nicht zylindrischen Ährchen, die zudem eine ähnliche Größe aufweisen. Das Ährchen unter der Endähre ist meist mindestens halb so lang wie die Endähre und zudem mindestens doppelt so lang wie breit. Bei der Hartmanns Segge ist das zylindrische Endährchen hingegen meist 3-5 x so lang wie das nächstfolgende Ährchen, das bei dieser Art kaum länger als breit ist.

 

Untersuchte Wuchsorte im Gebiet

Es wurden nicht alle Wuchsgebiete untersucht, an welchen die Buxbaums Segge vorkommt. Ausgespart blieben ein Gebiet, das pflegerisch sehr gut betreut wird sowie eines, zu welchem als FFH-Gebiet ein vor wenigen Jahren fertig gestellter Managementplan vorliegt. In diesen wurden die Kartierergebnisse einer Zustandserfassung des Büros PAN/München vom Jahr 2000; Botanischer Teil, Bearbeitung WIESINGER, ACKERMANN & GERLACH) eingetragen.

Nachweise ASK-Erfassungen aus dem Jahr 2004

Die Art ließ sich im Jahr 2004 sehr schlecht erfassen, da sie wahrscheinlich als Auswirkung der Spätfröste am 22. und 23. Mai 2004, eventuell auch des sehr trockenen Jahres 2003 nur schlecht fruktifizierte. Die Bestandszahlen fruktifizierender Triebe des damaligen Jahres eignen sich daher nur bedingt für quantitative Vergleiche mit dem Jahr 2017, als die Art gut zur Fruchtbildung gelangte.

 

Wuchsort 1: Zählpunkte: 35. Anzahl fruchtender Triebe: 2072: ASK.-Nr.: BN-GL_01 TK-Nr.: 7933/3 GK-RW: 4438035 GK-HW
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Derzeitiger Bestand: Insgesamt mindestens 2072 fruktifizierende Triebe an 35 Zählpunkten. Von den acht im Rahmen dieser Studie erfassten Wuchsorten der Buxbaums Segge derjenige mit der höchsten Anzahl an fruktifizierenden Trieben. Die Buxbaums Segge ist dort eingenischt in rasige Steifseggen-Bestände (Carex elata), denen die oligotraphente Faden-Segge (Carex lasiocarpa) beigemischt ist. Der Standort wird gelegentlich vom benachbarten Bach überstaut, daher Vorkommen der für Auenmoore charakteristischen Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris).

Artenschutz-bedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort:Schoenus nigricans, Lathyrus palustris.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Derzeit keine Gefährdungen erkennbar. Der Wuchsort wird sachgerecht gepflegt.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren.

 

Wuchsort 2: Zählpunkte: 5. Anzahl fruchtender Triebe: 1900. ASK.-Nr.: BN-GL_02 TK-Nr.: 7933/3 GK-RW: 4438742 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Insgesamt mindestens 1900 fruktifizierende an lediglich 5 Zählpunkten. Es handelt sich um einen wesentlich kleineren, aber sehr viel dichteren Bestand als am Standort 1. Vergesellschaftet ist die Buchxbaums Segge hier hauptsächlich mit der Faden-Segge (Carex lasiocarpa), die Steif-Segge (Carex elata) fällt weniger ins Gewicht. 

Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort:Lathyrus palustris, Allium suaveolens.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Eventuell Eutrophierungseinfluss von Wirtschaftsflächen. Der Wuchsort wird sachgerecht gepflegt.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren. Uferstreifen im südlichen Vorfeld einrichten.

 

Wuchsort 3: Zählpunkte: 21. Anzahl fruchtender Triebe: 1016. ASK.-Nr.: BN-GL_03 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4439952 GK-HW

Derzeitiger Bestand: An 21 Zählpunkten 1016 wurden fruktifizierende Triebe festgestellt. Auf dem Andechser Höhenrücken der mit Abstand größte Bestand der Buxbaums Segge. Pflegeabhängiger Wuchsort in einem Gradienten von bultigem Steifseggen-Ried an der Südseite des Egelsees in eine basenreiche Pfeifengraswiese. Artenschutz-bedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Carex tomentosa (nur an der oberen Randseite des Bestands), Allium suaveolens, Scorzonera humilis (etwas südlicher und höher zum Egelsee gelegen als die Wuchsorte der Buxbaums Segge).

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Derzeit keine Gefährdungen erkennbar. Der Wuchsort wird sachgerecht gepflegt.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren.

 

Wuchsort 4: Zählpunkte: 10. Anzahl fruchtender Triebe : 160. ASK.-Nr.: BN-GL_04 TK-Nr.: : 7833/3 GK-RW: 4443838 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Eher kleiner Bestand mit 160 fruktifizierenden Trieben an 10 Zählpunkten. Vorkommen in einem nicht pflege-abhängigen Schwingdeckenmoor-Vorkommen. Allerdings erfolgt etwa starke Beschattung von einer westlich benachbarten Baumgruppe am Moorrand. 

Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Salix repens subsp. rosmarinifolia. Unweit entfernt weiter westlich am Moorrand: Calamagrostis stricta; hierbei handelt es sich nach Untersuchungen von QUINGER im Jahr 2016 in QUINGER & RINGLER (2016: 59 ff.) um den derzeit größten bekannten Bestand Bayerns!

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Zunehmende Beschattung.

Spezifische Maßnahmen: Einzelne Gehölze aus der benachbarten Baumgruppe entnehmen. Mahd des Wuchsorts ist nicht erforderlich.

 

Wuchsort 5: Zählpunkte: 25. Anzahl fruchtender Triebe : 962. ASK.-Nr.: BN-GL_05 TK-Nr.: 7833/3 GK-RW: 4442260 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Im Jahr 2017 wurden dort an 25 Zählpunkten mindestens 963 fruktifizierende Triebe gezählt, sodass man bereits von einem Großbestand sprechen kann. Eingenischt in einen Steifseggen-Bestand (Carex elata) mit beigemischter Faden-Segge (Carex lasiocarpa). 

Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Auf dem Mineralrücken benachbart befindet sich der Silikatmagerrasen mit Vorkommen von Pedicularis sylvatica (s. Kap. 4.2), Arnica montana und Scorzonera humilis. Mooreinwärts des Wuchsorts der Buxbaums Segge schließt sich der Wuchsort des Moor-Reitgrases (Calamagrostis stricta) an, der allerdings nach Untersuchungen von QUINGER im Jahr 2016 in QUINGER & RINGLER (2016: 55 ff.) akut gefährdet ist.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Die Geländeerhebungen des Jahres 2017 erbrachten keine erkennbare aktuelle Gefährdungslage der Buxbaums Segge am Nordostrand. Der Wuchsort wird offenbar sachgerecht gepflegt.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren.

 

Wuchsort 6: Zählpunkte: 8. Anzahl fruchtender Triebe : 222. ASK.-Nr.: BN-GL_06 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4440511 GK-HW

Derzeitiger Bestand: An insgesamt acht Zählpunkten wurden 222 fruktifizierende Triebe der Buxbaums Segge gezählt. Die Buxbaums Segge gedeiht hier in einem Kopfried-Bestand mit bestandsbildendem Rostrotem Kopfried (Schoenus ferrugineus). 

Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Im weiteren Wuchsort-Umfeld kommen das Kleine Knabenkraut (Orchis morio), das Spatelblättrige Greiskraut (Tephroseris helenites) und die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris, ob angesalbt?) vor. 

Zustand, spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Das ND wird allseits von intensiv genutztem Wirtschaftsgrünland umgeben, von welchen Nährstoffeinträge erfolgen können. Insbesondere von der LUV-Seite im Westen und Nordwesten ist der Eintrag von Gülle-Tröpfchen über den Wind möglich. Bisher beschränken sich die erkennbar eutrophierten Randzonen auf eine Breite von etwa 3 Metern bis zu 5 Metern. Der Wuchsort der Buxbaums Segge ist derzeit nicht erkennbar von Eutrophierung betroffen. Der Wuchsort wird sachgerecht gepflegt.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren. Einrichtung von Pufferstreifen rings um das ND vornehmen, in jedem Fall muss eine wirksame Abpufferung von ca. 20 Meter Breite an der Westseite des NDs erfolgen.

 

Wuchsort 7: Zählpunkte: 6. Anzahl fruchtender Triebe : 58. ASK.-Nr.: BN-GL_07 ASK.-Nr.: 7933/4 GK-RW: 4448875 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Es wurden mit 58 überraschend wenig fruktifizierende Triebe an 6 Zählpunkten gezählt. Der Verfasser dieser Studie kann sich an wesentlich größere Bestandsmengen der Buxbaums Segge in den späten 1990er-Jahren erinnern. Im Jahr 2004 ließ sich Carex buxbaumii  hier nicht nachweisen. Allerdings war 2004 Carex buxbaumii an keinem der Wuchsorte in normaler Weise fruchtend präsent. Die Wuchsort der Buxbaums Segge befinden sich in wüchsigen, recht dichten deutlich mesotrophen und damit für Carex buxbaumii zu nährstoffreichen Steifseggen-Beständen. Die Bestandsstruktur ist für die Buxbaums Segge dort nicht optimal. 

Artenschutzbbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Hier wurde als weitere naturschutzbedeutsame Pflanzenart im weiteren Umfeld des Wuchsorts der Buxbaums Segge das Spatelblättrige Greiskraut (Tephroseris helenites) beobachtet.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Die offenbar übermäßige Befrachtung mit Nährstoffen. Das in einer Geländemulde befindliche Gebiet ist mit Ausnahme der Schmalseite im Westen ausnahmslos von intensiv genutzten Wirtschaftsflächen umgeben. Es wird, wie die an mehreren Randbereichen gedeihenden Schilf-Landröhrichte zeigen, in nicht unerheblichem Maße mit Nährstoffen befrachtet. Zudem wird hier infolge einer nicht sachgerecht angelegten Stauhaltung zu oft und zu lange andauernd überstaut (H.-J. IWAN-Starnberg; mdl. Mitteilung 2017). Diese Überstauungen werden zwar von der Steif-Segge, aber nicht von der Buxbaums Segge toleriert.

Spezifische Maßnahmen: Die Einrichtung von Pufferzonen ist an der Nord-, Ost- und Südseite dringend erforderlich, um einer allmählich fortschreitenden Zustandsverschlechterung durch Eutrophierung entgegenzutreten. Das Gebiet darf nicht als Stauraum missbraucht werden. Eine Abstellung dieser Anstauungen ist dringend und rasch erforderlich!

 

Wuchsort 8: Zählpunkte: 12. Anzahl fruchtender Triebe : 272. ASK.-Nr.: BN-GL_08 TK-Nr.: 8033/2 GK-RW: 4446526 GK-HW

Derzeitiger Bestand: An diesem Standort ist die Buxbaums Segge in einem Großseggen-reichen Bestand angesiedelt, der eher zu den Feuchtwiesen als zu den Kalkreichen Niedermooren überleitet. Bestandsbildend ist die Steif-Segge. Beigemischt ist die auf Nährstoffeinträge hindeutende Sumpf-Segge (Carex acutiformis)

Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Größere Bestände des Breitblättrigen Knabenkrauts (Dactylorrhiza majalis) und der Trollblume (Trollius europaeus).

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Nährstoffeinträge von benachbarten landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Spezifische Maßnahmen: Regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren. Einrichtung von Pufferstreifen an der Ostseite. Die Weidekoppel an der Südseite sollte nicht gedüngt werden, was bei der derzeit erfolgenden Nutzung als Pferdekoppel ohnehin auch aus landwirtschaftlicher Sicht zu empfehlen ist.

 

Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art

Von den acht untersuchten Wuchsorten zeigt einer einen deutlich negativen Trend. Der Bestand, der im Jahr 2017 ermittelt wurde, liegt hinsichtlich Flächenausdehnung und Dichte weit unter den Beobachtungen des Verfassers dieser Studie in den ausgehenden 1990er- Jahren. Der Negativtrend hängt wohl mit der Eutrophierung und den Einstauungen des Gebiets zusammen.

Umgekehrt hat die Wiederaufnahme der Mahdpflege an einem weiteren Standort die Buxbaums Segge mit Sicherheit sehr begünstigt. Dort findet sich ein Bestand von über 2000 fruktifizierenden Exemplaren. Derzeit ungefährdet erscheinen zudem zwei weitere Gebiete, sofern die Pflege dieser Wuchsorte künftig aufrecht erhalten wird.

Bei den übrigen drei Vorkommen liegen Gefährdungen vor, die aber derzeit (noch) keine Bestandseinbrüche der Buxbaums Segge nach sich ziehen. An zwei Standorten liegt eine Exponiertheit gegenüber Nährstoffeinträgen vor, ein Gebiet wird übermäßig beschattet.

Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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