Feuerlilie (Lilium bulbiferum)
Gründe für Auswahl: Im Alpenvorland entlang des Lechs und östlich des Ammersees sehr zerstreut in zumeist nur kleinen Beständen von weniger als 30 Pflanzen auftretend, sonst im Alpenvorland nur im Rosenheimer Becken (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 2051) mit einzelnen Wuchsorten vorhanden. Kommt in ausschließlich kleinen und sehr störanfälligen Beständen an besonnten und trockenen Waldsäumen und versaumten Halbtrockenrasen vor.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).
Standort: Frische bis mäßig trockene, kalkreiche Böden an voll besonnten bis teils beschattete Stellen.
Pflanzengesellschaft im Gebiet: Versaumte Trespen-Halbtrockenrasen (Mesobrometum) und Trockensaumvegetation (Geranion sanguinei-Gesellschaften).
Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Lilium bulbiferum: Asperula tinctoria, Inula hirta, Trifolium alpestre und Trifolium rubens, an einigen Wuchsorten auch Linum viscosum.
Nutzungsempfindlichkeit: Die Feuerlilie verträgt Mahdschnitte erst zu einem Zeitpunkt, wenn die spätsommerliche Verfärbung eingesetzt hat und die Assimilate rückverlagert werden. Schnitte, die vor dem 15. August erfolgen, sind kritisch zu bewerten. Sicher verträglich sind dagegen Schnitte, die in der ersten Septemberhälfte erfolgen.
Maßnahmen-Hinweise: Zu allen derzeit noch bestehenden Vorkommen der Feuerlilie sind gezielte, auf den jeweiligen Wuchsort abgestimmte Maßnahmen erforderlich. Wegen der großen Seltenheit und der immer noch unterschätzten, bayernweit akut starken Gefährdung der Art stellt die Feuerlilie ein geeignetes Betreuungsobjekt im Rahmen des „Artenhilfsprogramms für endemische und stark bedrohte Farn- und Blütenpflanzen“ dar.
Untersuchte Wuchsorte im Gebiet: Im Lkr. STA sind seit langem bestehende Wuchsorte (s. VOLLMANN 1914: 143) v.a. im Raum Erling-Andechs bekannt, darüber hinaus wurde Lilium bulbiferum in den letzten 15 Jahren an mehreren Stellen offensichtlich angesalbt. Als seit langem bestehende Bestände werden vom Bearbeiter dieser ASK-Kartierung die Feuerlilien-Vorkommen an den untersuchten Wuchsorten eingeschätzt. Sichere Ansalbungen aus der Zeit seit etwa dem Jahr 1988 wurden nicht als eigene Wuchsorte bearbeitet.
Wuchsort 1: 22 Zählpunkte. Anzahl blühender Individuen: 45. ASK.-Nr.: BN-GL_35 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440353 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Mit 45 gezählten blühenden Exemplaren liegt, verglichen mit den Zählergebnissen des Jahres 2004 mit damals 9 Individuen, eine deutlich positive Aufwärtsentwicklung und Stabilisierung des Bestands der Feuerlilie vor.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Das ND ist durch den Freizeitbetrieb in erheblichem Maß belastet. An der Westseite ist das ND gegenüber Nährstoffeinträgen von benachbarten Wirtschaftsflächen ungenügend abgepuffert.
Spezifische Maßnahmen: An der Westseite des NDs, da windexponierte LUV-Seite, unbedingt einen Pufferstreifen von mindestens 25 Meter Breite einrichten, der düngungsfrei zu bewirtschaften ist.
Wuchsort 2: 7 Zählpunkte. Anzahl blühender Individuen: 9. ASK.-Nr.: BN-GL_34 TK.-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440428 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Mit 9 gezählten blühenden Exemplaren liegt, verglichen mit den Zählergebnissen des Jahres 2004 mit damals 3 Individuen, ein etwas höheres Zählergebnis vor. Wegen der noch immer niedrigen Bestandzahlen lässt sich eine Stabilisierung des Bestands (noch) nicht attestieren.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Das ND ist durch den Freizeitbetrieb in erheblichem Maß belastet.
Spezifische Maßnahmen: An der Südseite des NDs einen Pufferstreifen von mindestens 10 Meter Breite einrichten, der düngungsfrei zu bewirtschaften ist.
Wuchsort 3: 6 Zählpunkte. Anzahl blühender Individuen: 28. ASK.-Nr.: BN-GL_36 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440673 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Mit 28 gezählten Exemplaren liegt, verglichen mit den Zählergebnissen des Jahres 2004 mit damals 26 beobachteten Individuen, ein Ergebnis in derselben Größenordnung vor. Verglichen mit damals hat sich der Bestand verdichtet. Ein Teil-Wuchsort etwa 50 Meter südlich zwischen den Lärchen in der Lärchen-Aufforstung ist durch Ausschattung inzwischen erloschen.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Ruderalisierungen in unmittelbarer Wuchsortnähe. Anscheinend werden diese Stellen gelegentlich als Lagerplatz für Forstholz benutzt.
Spezifische Maßnahmen: Sicherstellen, dass in der näheren Wuchsort-Umgebung keine Ablagerungen erfolgen.
Wuchsort 4: 4 Zählpunkte. Anzahl blühender Individuen: 4. ASK.-Nr.: BN-GL_37 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4439248 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Mit 4 gezählten Exemplaren, davon drei (vegetativ) liegt, verglichen mit den Zählergebnis des Jahres 2004 mit damals einem beobachteten Individuum, ein etwas günstigeres Ergebnis vor. Der Bestand ist allerdings so klein, dass er jederzeit erlöschen kann.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Infolge eines unmittelbar am Wuchsort vorbeiführenden Fußwegs in erheblichem Maß dem Freizeitbetrieb durch Tritt ausgesetzt. Eigentümlicherweise wurde das eine schon seit vielen Jahren schön blühende Exemplar niemals gepflückt.
Spezifische Maßnahmen: Mahd des engeren Wuchsorts möglichst nicht vor dem 15.8.
Anmerkung: Zu diesem Wuchsort wurde keine Wuchsort-Karte erstellt.
Wuchsort 5: 13 Zählpunkte. Anzahl Individuen:161; davon 87 generativ, 74 vegetativ. ASK.-Nr.: BN-GL_38 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4438011 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Wohl derzeit der hochwertigste Bestand des Lkr. Starnberg. Mit 161 Individuen (davon 87 generativ und 74 vegetativ) entfallen auf diesen Wuchsort mehr als 50% der Exemplare, die an allen sechs Wuchsorten gezählt wurden. Mit Sicherheit nicht in jüngerer Zeit angesalbt. Das Vorkommen ist dem Verfasser dieser Studie aus eigener Anschauung seit dem Jahr 1967 bekannt.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Spezifische an dem Wuchsort wirkende und erkennbare Gefährdungen liegen nicht vor.
Spezifische Maßnahmen: Mahd des engeren Wuchsorts möglichst nicht vor dem 15.8.
Wuchsort 6: 15 Zählpunkte. Anzahl Individuen: 69; davon 53 generativ, 16 vegetativ. ASK.-Nr.: BN-GL_39 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440363 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Einziger der sechs untersuchten Feuerlilien-Bestände mit deutlicher Abnahme der Individuenzahl seit dem Jahr 2004.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Eventuell erfolgen Nährstoffeinträge von der im Südwesten benachbarten Wirtschaftsfläche. Betroffen von Nährstoffeinträgen ist anscheinend vor allem die Unterhälfte des Hangs mit dem Feuerlilien-Vorkommen.
Spezifische Maßnahmen: Mahd des engeren Wuchsorts der Feuerlilie möglichst nicht vor dem 15.8. Eventuell im südwestlichen Vorfeld eine Pufferzone von ca. 20 Meter Breite einrichten oder das im Südwesten benachbarte Flurstück unter Vertragsnaturschutz nach VNP/EA nehmen und in Richtung des Lebensraumtyps „Magere Flachland-Mähwiese (LRT 6510)“ entwickeln.
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art: Insgesamt ergeben sich an den sechs in beiden Jahren untersuchten Wuchsorten für das Jahr 2017 deutlich höhere Individuenzahlen als für das Jahr 2004. An den Wuchsorten 1 und 2 erfolgte die Pflegemahd vor dem Jahr 2004 um Mitte Juli und damit für die Feuerlilie viel zu zeitig. Seither wird erst im Spätsommer gemäht. Die sich verhältnismäßig spät entwickelnde Feuerlilie konnte sich in diesen beiden Naturdenkmälern, deren Flächen nicht zuletzt wegen der Feuerlilien-Vorkommen diesen Schutzstatus erhielten, seitdem wieder erholen. In dem Halbtrockenrasen südlich des Wuchsorts 6 hat die Feuerlilie ihren Bestand seit 2004 von seinerzeit 130 Individuen auf 69 Exemplare annähernd halbiert. Der Spitzenbestand befindet sich derzeit in den Unterhängen des Wuchsortes 5.
Generell kann man sagen: Der Gesamtbestand an den sechs „Altstandorten“ ist immer noch als niedrig zu bezeichnen, hat sich jedoch insgesamt seit dem Jahr 2004 eindeutig stabilisiert. Eine akute Gefährdung des Erlöschens besteht derzeit nur an dem Wuchsort in dem Halbtrockenrasen an der Westseite des Wuchsorts 4.
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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