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Natur vor der Haustür

Strickwurzel-Segge, Fadenwurzelige Segge (Carex chordorrhiza)

Gründe für Auswahl: In Bayern auch in den Alpentälern, im südlichen und mittleren Alpenvorland nur zerstreut verbreitete Moorpflanze, ansonsten in Bayern sehr selten (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 2366).

Im Landkreis Starnberg kommt die Art im Schluifelder Moos und im Leutstettener Moos vor. Beide Moore gehören wegen Bearbeitungen innerhalb des Moorpflanzenprojekts des LfU (s. einleitender Absatz zum Kap. 3.6) nicht zu den Untersuchungsgegenständen dieser Studie. Keine Nachweise gelangen dem Verfasser dieser Studie in den Übergangsmoorkomplexen westlich des Maisinger Sees, während der Erfassungsarbeiten für den FFH-Managementplan „NSG Maisinger See“ in den Jahren 2014 und 2015. Überprüft für die Erstellung dieser Studie wurden zwei ÜbergangsmoorBildungen, davon eine im nordöstlichen Kerschlacher Forst und die andere in den Schwingdeckenbereichen des Monatshauser Filzweihers. Beide liegen außerhalb des FFH-Gebiets „Moränenlandschaft zwischen Ammersee und Starnberger See (Nr. 8033-371)“, so dass diese beide Gebiete nicht zu dem Erhebungs-Gegenstand für den Managementplan zu diesem FFH-Gebiet gehören.

Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).

Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).

Standort: Als intakte Standorte der Strickwurzel-Segge (Carex chordorrhiza) können deutlich basenhaltige, nicht entwässerungs-beeinflusste Übergangsmoore mit minerotrphenten TorfmoosArten wie etwa Sphagnum warnstorfii, Sphagnum contortum und Sphagnum subsecundum sowie mit dem Vorkommen von Schlenken gelten, in welchen Braunmoosarten der Kalkreichen Niedermoore wie Scorpidium cossoni und Campylium stellatum angesiedelt sind. An intakten Wuchsorten gedeiht die Strickwurzel-Segge vorwiegend in Braunmoos-Schlenken, weniger in Torfmoosrasen, jedenfalls nicht in Torfmoosrasen der Roten Torfmoos-Gesellschaft mit Sphagnum magellanicum. In vordringenden und gut wachsenden Torfmoosrasen von Sphagnum magellanicum behauptet sich die Strickwurzel-Segge nur einen begrenzten Zeitraum und kann dort als Sukzessionsrelikt betrachtet werden.

Vergesellschaftung: Analog wie die Strauch-Birke vorzugsweise in Braunmoor-Übergangsmooren mit der Roten Torfmoos-Gesellschaft (Sphagnum magellanicum-Sphagnum rubellum-Gesellschaft) in minerotraphenter Ausbildung sowie mit Pflanzengesellschaften des Verbands Caricion lasiocarpae. In diesem Verband bildet die Strickwurzel-Segge mit dem Caricetum chordorrhizae eine eigene Gesellschaft aus.

Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Carex chordorrhiza: Stark wuchsortabhängig.

Maßnahmen: Die Vorkommen der Strickwurzel-Segge in hydrologisch unveränderten Moorkomplexen bedürfen grundsätzlich nicht der Pflege, weil es sich bei ihnen um aufgrund der Nässe und Nährstoffarmut um natürlich waldfreie Moor-Biotope handelt.
In gestörten Mooren kann sich die Strickwurzel-Segge in Torfstichen behaupten, sofern dort Lichthaushalt, Wasserhaushalt und Mineralstoffhaushalt den Ansprüchen dieser Seggen-Art genügen.

 

Untersuchte Wuchsorte im Gebiet


Nachweise ASK-Erfassungen im Jahr 2014: Im Rahmen der ASK-Erfassungen erfolgten im Jahr 2004 aktuelle Nachweise in vier Gebieten. Ein weiterer Wuchsort wurde um die Jahrtausendwende gefunden (siehe ZE von PAN/München; Bearbeitung von WIESINGER, ACKERMANN & GERLACH aus dem Jahr 2000). Nicht untersucht wurden drei Wuchsorte.

 

Wuchsort 1a:
Zählpunkte: 9. Wuchsfläche in m2 (geschätzt): 32. ASK.-Nr.: BN-GL_09 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4442733 GK-HW:

Wuchsort 1b:
Zählpunkte: 26. Wuchsfläche in m2 (geschätzt): 250. ASK.-Nr.: BN-GL_10 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4442688 GK-HW:

Kommentierung beider Teil-Wuchsorte:

Derzeitiger Bestand: Das Übergangsmoor 1a stellt das am besterhaltenste Übergangsmoor in diesem Gesamtgebiet nach offenen Moorteilen dar, die bereits im Lkr. Weilheim-Schongau (WM) liegen. Es weist sich durch zwei offene Übergangsmoorkomplexe aus, die durch einen locker bestockten Gehölzstreifen von ca. 30 bis 40 Meter Breite voneinander getrennt sind.

Im nordöstlichen kleinen Moorkomplex besiedelt die Strickwurzel-Segge eine Fläche von etwa 32 m2, im größeren südlichen offenen Komplex beträgt die Wuchsfläche mindestens 250 m2, die die Strickwurzel-Segge für sich beansprucht. Mit einer Wuchsfläche von mindestens 282 m2 gehört das Vorkommen zu den größten und besterhaltensten der Art im Norden der Ammer-Loisach-Hügellands.

Vor allem in der südlichen Teilfläche erreicht die Strickwurzel-Segge beträchtliche Wuchsdichten in einer guten Erhaltungsqualität beider Teil-Wuchsorte. Beide Teil-Wuchsorte zeichnen sich durch Schlenkenbildungen mit Braunmoosen wie Campylium stellatum und Scorpidium cossoni aus. In dem südlichen Teil-Wuchsort kommen zudem die Braunmoose Scorpidium scorpioides, Sphagnum contortum und Sphagnum warnstorfii vor, die für hochwertige Braunmoos-Übergangsmoore charakteristisch sind.

Weitere Artenschutz-bedeutsame Pflanzenarten am Wuchsort:

 Nordöstlicher Teilwuchsort: Carex limosa, Carex lepidocarpa, Rhynchospora alba, Schoenus ferrugineus.

 Südlicher Teil-Wuchsort: Carex limosa, Carex lepidocarpa, Rhynchospora alba, Trichophorum alpinum, Utricularia intermedia agg., Sphagnum contortum, Sphagnum warnstorfii, Sphagnum fuscum, Scorpidium scorpioides.

Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Carex acutiformis-Herden an der Nordostseite des südlichen Teil-Wuchsorts. Zeiger für Störungen durch Forsteinträge.
Eine derzeit denkbare potenzielle Gefährdung stellen umfassende Forstarbeiten im direkten Kontaktbereich dieses weitgehend unbekannten Kesselmoores dar. Diese sind häufig mit Stoffeinträgen, Ablagerungen im Moorgebiet, sowie Zerfahren der Moorrandbereiche durch schweres Forstgerät verbunden.

Spezifische Maßnahmen: Direkte Pflegemaßnahmen sind nicht erforderlich. Das Gebiet bedarf der Sicherung vor Störeinflüssen aus der unmittelbaren Umgebung. Dies gilt insbesondere für im Kontaktbereich des Moores stattfindende umfassende Forstarbeiten.

 

Wuchsort 2:
Zählpunkte: 2. Wuchsfläche in m2 (geschätzt): 0,7. ASK.-Nr.: BN-GL_11 ASK.-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4442604 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Die Strickwurzel-Segge umfasst in den Schwingrasen nur noch einen Kleinbestand von ca. 0,7 m2 Wuchsfläche. Die Schwingrasen- und Übergangsmoorkomplexe folgen auf Steifseggen-Bestände, die das Seeufer umgürten. An der Süd- und an der Westseite des Sees handelt es sich um basenarme Torfmoos-geprägte Schwingdeckenmoore, denen Kalkzeiger nahezu vollständig fehlen. Diese basenarmen Schwingdeckenmoore werden durch etliche Mineralbodenwasserzeiger geprägt, die vorwiegend an zwar mineralisch beeinflussten, jedoch kalkarmen bis nahezu kalkfreien Standorten gedeihen wie etwa Schnabel-Segge (Carex rostrata), Igel-Segge (Carex echinata), Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), Hunds-Straußgras (Agrostis canina), Fieberklee (Menyanthes trifoliata) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris). Erst recht gilt dies für die im Gebiet wohl als schwach minerotraphent einzustufende Schlamm-Segge (Carex limosa). Im Übrigen sind in den Schwingrasen der West- und Südseite etliche Hochmoorpflanzen vertreten.

Als bemerkenswerte Art kommt an der Südseite Weihers ein kleiner Bestand der Strickwurzel-Segge (Carex chordorrhiza) vor, die dort an einer für diese Art eigentlich zu basenarmen Stelle gedeiht. Außer der Faden-Segge (und der Strickwurzel-Segge selbst) kommt im Wuchsbereich von Carex chordorrhiza keine weitere Übergangsmoorpflanze vor, die als Basenzeiger gelten könnte. Die Kleinheit des Bestands und die suboptimale Eignung der standörtlichen Verhältnisse lassen erwarten, dass die Strickwurzel-Segge ihren Wuchsort in den Schwingdecken des Weihers auf Dauer wird nicht behaupten können.

Weitere Artenschutzbedeutsame Pflanzenarten am Wuchsort:
Wuchsortumgebung von Carex chordorrhiza,Carex limosa, Rhynchospora alba, Scheuchzeria palustris.

Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Belastung durch den nach der ND-Verordnung Weiher nicht gestatteten Badebetrieb. Der Weiher wird im Sommer als Badegewässer genutzt, wodurch in nicht unerheblichem Maße Trittschäden entstehen.

Spezifische Maßnahmen: Direkte Pflegemaßnahmen sind nicht erforderlich. Das Gebiet bedarf der Sicherung vor Störeinflüssen aus der unmittelbaren Umgebung. Dies gilt zum einen für die Einhaltung der in der ND-Verordnung formulierten Betretungsregelungen, zum anderen für insbesondere im Kontaktbereich des Moores stattfindende mögliche umfassende Forstarbeiten, die in der Weiherumgebung sehr schwere Schäden verursachen können, zumal landwärts auf die Schwingrasen zum Teil hochwertige Moorwälder folgen, die sich selbst überlassen bleiben sollten.

 

Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
Das Wuchsgebiet der Strickwurzel-Segge in dem Übergangsmoorkomplex am Standort 1 besitzt eine überregionale Bedeutung. Nächst dem Vorkommen der Strickwurzel-Segge im Lkr. Weilheim-Schongau handelt es sich sicher um das mit weitem Abstand bedeutsamste Vorkommen vor weiteren Wuchsorten dieser Übergangsmoor-Seggenart auf dem gesamten Andechser Höhenrücken. Hinzu kommt der gute Erhaltungszustand dieses Vorkommens der Strickwurzel-Segge, die regional im Alpenvorland sehr stark zurückgeht (vgl. QUINGER & RINGLER 2017: 148).

Das Vorkommen an Standort 2 umfasst weniger als 1 m2 Wuchsfläche und ist offenbar akut von dem Erlöschen bedroht.

Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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