Schwarzwerdende Platterbse (Lathyrus niger)
Gründe für Auswahl: In Südbayern südlich der Donau sehr seltene Leguminosenart: einige Vorkommen im nördlichen Tertiärhügelland, im Voralpinen Hügel- und Moorland wird die Art nur für den Lkr. Starnberg und für einen Quadranten im östlichen Chiemgau angegeben (SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 881). Das Vorkommens-Schwergewicht der Art in Bayern entfällt auf die südliche Fränkische Alb und auf die Keupermergel-Regionen Nordwest-Bayerns.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Vorwarnstufe (Grad V).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).
Standort und Vergesellschaftung: Mäßig frische bis mäßig trockene kalkreiche Böden in Trockensaumvegetation an Waldrändern und in ausreichend belichteten Innenwaldsäumen. Im Landkreis Starnberg sind nur zwei Wuchsorte bekannt:
Wuchsort 1: In einer naturnah erhaltenen Straßenböschung mit zahlreichen Pflanzenarten der Kalkmagerrasen und der Trockensäume (Trifolio-Geranietea-Gesellschaften).
An dem Wuchsort kommen im oberen Teil der Böschung die Gräser und Grasarten Kalk-Schafschwingel (Festuca guestfalica) und Erd-Segge (Carex humilis), die für Kalkmagerrasen kennzeichnend sind sowie die Weiße Segge (Carex alba) vor, eine Charakterart der trockenen Kalk-Buchenwälder. An krautigen Pflanzen kommen etliche Arten ebenfalls der Kalkmagerrasen und der Kalk-Trockensäume vor, unter anderem als Arten der trockenen Kalk-Buchenwälder das Maiglöckchen (Convallaria majalis) und das Leberblümchen (Hepatica nobilis), als Kalkmagerrasen- und Trockensaum-Arten die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) und das Echte Labkraut (Galium verum).
Wuchsort 2: In belichteten Innenwaldsäumen.
Die Bodenvegetation ist an diesem Wuchsort etwas artenärmer.
Maßnahmen: Generell gilt für diese Art: Vermeidung intensiver forstlicher Nutzung der Wuchsortbereiche, insbesondere Verzicht auf Befahrung mit schwerem bodenverdichtend wirkendem Gerät. Vermeidung voller Beschattung durch ein geschlossenes Buchen-Kronendach. Etwas belichtete, halbschattige, für Waldrandsituationen charakteristische Lichtverhältnisse sagen der Schwarzwerdenden Platterbse besonders zu. Daher sollten ab und an in den Wuchsortbereichen einzelne Bäume entnommen werden, um den für Lathyrus niger optimalen Lichthaushalt zu erhalten.
Maßgeblich sind jedoch die nachstehend näher ausgeführten spezifischen, auf die beiden Wuchsorte der Art bezogenen Maßnahmen.
Untersuchte Wuchsorte im Gebiet
Nachweise ASK-Erfassungen im Jahr 2004: im Lkr. STA in Innenwaldsäumen des Ammerseeleitenwaldes; hier wurden seinerzeit drei voneinander getrennte Wuchsorte mit Vorkommen der Schwarzwerdenden Platterbse (Lathyrus niger) aufgenommen. Außerdem wurde ein weiterer Wuchsort an einem Waldsaum entdeckt (mdl. Mitteilung C. NIEDERBICHLER 2004) und vom Verfasser dieser Begutachtung bestätigt.
Wuchsort 1:
West-exponierte Böschung an Wald entlang
Zählpunkte: 5. Anzahl blühender Individuen: 10. ASK.-Nr.: BN-GL_32 ASK.-Nr.: TK 7933/3 GK-RW: 4439131 GK-HW:
Derzeitiger Bestand: Bei der Geländeaufnahme am 02.06.2017 wurden in der west-exponierten Böschung lediglich noch zehn blühende Pflanzen gefunden. In den frühen 2000er-Jahren gedieh hier ein auffallender Bestand von mindestens 150, eher 200 Individuen. Die Art ist mithin sehr stark zurückgegangen und wird in absehbarer Zeit erlöschen, wenn die Gefährdungsursachen nicht abgestellt werden! Der Bestand ist akut vom Aussterben bedroht!
Weitere Artenschutzbedeutsame Pflanzenarten am Wuchsort: Erd-Segge (Carex humilis), Kantige Wolfsmilch (Euphorbia angulata).
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Der Hauptwuchsort der Schwarzwerdenden Platterbse liegt noch im Mähbereich der Straßenbauverwaltung. Die Wuchsorte werden während der Vegetationsperiode anscheinend mindestens zweimal, womöglich sogar dreimal gemäht. Der erste Schnitt erfolgt bereits im Frühsommer bzw. im zeitigen Hochsommer (2. Junihälfte). und schädigt damit die Schwarzwerdende Platterbse empfindlich, die Schnitte frühestens ab Anfang August verträgt, wenn der generative Zyklus abgeschlossen ist. Sicher vertragen werden Schnitte erst, wenn der die spätsommerliche Verfärbung der Blätter und damit der Assimilationsorgane der Schwarzwerdenden Platterbse eingesetzt hat.
Spezifische Maßnahmen: Der Wuchsort muss mit Stangen abgesteckt und darf allenfalls halb so hoch in der Böschung ausgemäht werden, wie dies derzeit der Fall ist. Hierzu ist ein Termin zwischen der zuständigen UNB und der Straßenbauverwaltung dringend anzuberaumen!
Wuchsort 2:
Zählpunkte: 3. Anzahl blühender Individuen: 17. ASK.-Nr.: BN-GL_33; TK-Nr.: TK 7932/2 GK-RW: 4435849 GK-HW:
Derzeitiger Bestand: Bei der Geländeaufnahme am 02.06.2017 wurden in den Seeleitenhängen lediglich 17 blühende Individuen vorgefunden. Im Jahr 2004 ließen sich drei Teilwuchsorte unterscheiden, von welchen der nördliche Teilwuchsort ca. 50 Individuen, der mittlere 80 bis 100 und der südliche ca. 250 bis 300 Individuen beherbergte. Der Gesamtbestand bemaß sich im Jahr 2004 mithin auf mindestens 380 bis ca. 450 Individuen.
Von diesem Ausgangsbestand ließen sich weniger als 5% bestätigen. Die Art ist mithin auch in diesem Wuchsgebiet sehr stark zurückgegangen und wird in absehbarer Zeit erlöschen, wenn die Gefährdungsursachen nicht abgestellt werden! Der Bestand ist ebenfalls akut vom Aussterben bedroht!
Weitere artenschutzbedeutsame Pflanzenarten am Wuchsort: Keine besonderen krautigen Pflanzen. Der Steilhangwald beherbergt die Elsbeere bzw. Bastarde der Elsbeere.
Spezifische Gefährdungen und Beeinträchtigungen am Wuchsort: Im Unterschied zu Wuchsort 1 lassen sich an diesen Wuchsorten keine Ursachen unmittelbar erkennen, weshalb der Bestand der Schwarzwerden Platterbse derart zusammengebrochen ist. Ein gezieltes Abstellen der Gefährdungsursachen ist daher derzeit nicht möglich.
Spezifische Maßnahmen: An ausgesuchten Stellen von Standort 2 sollten gezielte Ansalbungen von autochthonen Pflanzen bzw. die Ausbringung von Samen der Schwarzwerdenden Platterbse erfolgen. Bevor die Samen ausgebracht werden, müssen die Oberböden der ausgesuchten Stellen etwas präpariert werden (Aufrauen des Oberbodens, Beseitigung von Konkurrenzpflanzen). Beim Festlegen der Präparationsstellen muss darauf geachtet werden, dass diese nicht zu nahe an dem Wanderweg liegen und damit dem Tritt ausgesetzt werden.
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
Die Schwarzwerdende Platterbse (Lathyrus niger) gehört mit der der Scheiden-Kronwicke (Coronilla vaginalis) sowie der womöglich nicht mehr vorhandenen Strauch-Birke (Betula humilis) zu den am stärksten akut im Lkr. Starnberg vom Aussterben bedrohten Gefäßpflanzen-Arten. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist absolut dringlich!
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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