Langblättriger Sonnentau (Drosera longifolia)
Gründe für Auswahl: In Bayern nahezu ausschließlich auf den Alpenraum und auf das südliche und mittlere Alpenvorland beschränkte, nur zerstreut auftretende (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 572) und im Lkr. Starnberg seit 1980 deutlich abnehmende Sonnentau-Art. Der Langblättrige Sonnentau besitzt im südlichen Lkr. Starnberg alpenauswärts seine Arealgrenze im Bereich der TK 8033. Wegen seiner hohen Ansprüche an ein hydrologisch intaktes Quellmoor-Milieu ist eine Sicherung des ungestörten Wasserhaushalts der Quellmoorbiotope, in denen die Art noch vorkommt, unerlässlich.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Gefährdet (Grad 3).
Standort: Im Lkr. Starnberg Vorkommen in Teilabschnitten von Kalk-Hangquellmooren, die in ihrem Wasserhaushalt ungestört sind und hydrostabile Sickerrinnen, Rieselbahnen, Quellfächer und/oder Quell(kreide)schlenken aufweisen. Zugleich darf nur eine sehr geringe Verfügbarkeit an Nährstoffen (N und P) vorliegen, sodass sich nur eine niedrigwüchsige Vegetation ausbilden kann. In bestandserhaltend genutzten Kalk-Hangquellmooren kann sich der für den Langblättrigen Sonnentau besiedelbare Bereich sekundär ausweiten, da verdämmend wirkende Streufilzdeckenbildung unterbunden und die Wuchsleistung der Grasartigen und Gräser durch den Schnitt reduziert wird.
Vergesellschaftung: Im Lkr. STA in Kopfbinsenriedern mit bestandsbildendem Rostrotem Kopfried (Schoenus ferrugineus), auch mit bestandsbildendem Schwarzem Kopfried (Schoenus nigricans). Typische krautige Begleitpflanzen sind Mehl-Primel (Primula farinosa), Kelchsimsenlilie (Tofieldia calyculata) und Gewöhnliches Fettkraut (Pinguicula vulgaris).
Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Drosera longifolia:Eleocharis quinqueflora, Schoenus nigricans, Dactylorhiza traunsteineri, Gentiana utriculosa, Pinguicula alpina sowie in Quellkreide-Schlenken auch Utricularia intermedia s.str., Utricularia minor sowie die Moosart Scorpidium scorpioides.
Maßnahmen: Bisweilen Mahd der quellnassen Stellen und Quellschlenkenbereiche, um verdämmend wirkende Streufilzdeckenbildung zu beseitigen. Die Mahd sollte nur mit leichtem Gerät ohne große Druckauflast durchgeführt werden. In sehr nassen Jahren empfiehlt es sich, aus Gründen des Reliefschutzes auf die Mahd zu verzichten. Die Vermeidung jedweder Entwässerung ist zur Erhaltung der Wuchsortqualität des Langblättrigen Sonnentaus unerlässlich!
Untersuchte Wuchsorte im Gebiet
Nachweise ASK-Erfassungen des Jahres 2004: im Lkr. STA sind einige Wuchsorte bekannt. Nachweise im Rahmen des ASK-Kartierungen gelangen damals nur an sechs Wuchsorten.
Im Jahr 2004 wurde festgestellt: Offenbar geht die Art gegenüber in den 1980er-Jahren vom Verfasser gemachten Beobachtungen zurück . Als Ursache wurden schleichend wirkende Entwässerungen der Wuchsorte angenommen.
Von den sechs Wuchsorten wurde das Vorkommen in einem Kalkreiche Niedermoor ausgespart, da es in den Jahren 2014 und 2015 vom Verfasser im Rahmen der Managementplan-Erhebungen zum FFH-Gebiet eingehend bearbeitet worden war. Dort gibt es noch Braunmoos-Übergangsmoore mit größeren Vorkommen des Langblättrigen Sonnentaus. Erfolglos blieb hingegen die Nachsuche an drei Wuchsorten in zwei Gebieten.
Wuchsort 1: Zählpunkte: 11. Anzahl Individuen: 52. ASK.-Nr.: BN-GL_24 TK-Nr.: 8033/4 GK-RW: 4438179 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Insgesamt mindestens 52 Rosetten an 11 Zählpunkten. Kleine kritische Bestände in dem brachliegenden Hangquellmoor an offenen verbliebenen Stellen in Sickerrinnen. Die verbliebenen Vorkommen konzentrieren sich auf das mittlere Drittel des Hangquellmoores. Dem nördlichen Drittel fehlen die erforderlich stabilen Sickerrinnen, das südliche Drittel ist als Wuchsort für den Langblättrigen Sonnentau zu trocken.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Schoenus nigricans.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Infolge der jahrzehntelangen Brachezeit sind die meisten Zwischenräume zwischen den Kopfried-Bulten zumeist mit Streufilzdecken verdämmt. Die Wuchsorteignung ist auch im mittleren Drittel des Hangquellmoores nur noch sehr eingeschränkt vorhanden.
Spezifische Maßnahmen: Anberaumung von Primärpflegemaßnahmen mit Entfernung der Verbuschungen und des teilweise vorhanden Fichten- und Kiefernanflugs. Danach Versetzen des Quellmoores in einen mähbaren Zustand. Entfernung der Streufilzdecken, anschließend regelmäßige Mahd (mindestens drei Schnitte in fünf Jahren) ab dem 1.8. oder dem 1.9. vereinbaren. Irgendwelche Eingriffe in den Wasserhaushalt sind unbedingt zu unterlassen, da sie empfindlichen Arten wie dem Langblättrigen Sonnentau die Existenzgrundlage entziehen würden.
Wuchsort 2: Zählpunkte: 1. Anzahl Individuen: 6. ASK.-Nr.: BN-GL_83 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4438169 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Lediglich 6 Rosetten an einem Zählpunkt. Letzter Rest eines noch von zwanzig Jahren größeren Bestands. Das Quellmoor wird mittlerweile von einer dichten Matrix der Stumpfblütigen Binse (Juncus subnodulosus) eingenommen, anscheinend erfolgten im Zuge der Auflassung der Trinkwasserfassungen Ruderalisierungen und Eutrophierungen, die einen Matrixwechsel zugunsten der Stumpfblütigen Binse auf Kosten von Rostrotem Kopfried und Davalls Segge verursachten.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Es wurden keine weiteren artenschutzbedeutsamen Pflanzenarten mehr gefunden.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: In den dichten Matrixbeständen der Stumpfblütigen Binse hat der Langblättrige Sonnentau keine Überlebensmöglichkeiten mehr.
Spezifische Maßnahmen: Möglichkeiten zur Förderung und zum Erhalt des Langblättigen Sonnentaus sind wohl nicht mehr gegeben. Die Einleitung von Maßnahmen, die speziell dieser Sonnentau-Art gelten, wohl nicht mehr lohnend.
Wuchsort 3: TK: 8033/4, Datum: 30.05.2017: kein Nachweis. Die Vorkommen sind wohl erloschen. ASK.-Nr.: BN-GL_82 GK-RW: 4439807 GK-HW: 5312050
Derzeitiger Bestand: Hier wurden keine Vorkommen des Langblättrigen Sonnentaus (Drosera longifolia) mehr gefunden. Die Art muss vorläufig zumindest als verschollen gewertet werden.
Artenschutzbedeutsame Begleitpflanzen am Wuchsort: Schoenus nigricans, Gentiana utriculosa, Dactylorhiza traunsteineri.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Infolge der Pflege weisen die Flächen zwar noch günstige Matrix- und Lückenstrukturen auf, sie sind jedoch für den Langblättrigen Sonnentau zu trocken. Die Gründe der Austrocknung sind nicht klar, könnten aber mit einer Sohleneinteifung des Bachs zusammenhängen. Direkte Entwässerungen wurden offenbar nicht vorgenommen. Eventuell haben die zahlreichen Trockenjahre seit Beginn der 1990er-Jahre Austrocknungen der Kopfried-Bestände und damit Verschlechterungen des Erhaltungszustands der Wuchsorte des Langblättrigen Sonnentaus zur Folge gehabt.
Spezifische Maßnahmen: Möglichkeiten zur gezielten Förderung und zum Erhalt des Langblättrigen Sonnentaus an den ehemaligen Wuchsorten sind nicht gegeben.
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
Abgesehen von dem Wuchsort in den kalkreichen Niedermooren gibt es anscheinend im Lkr. Starnberg keinen gut erhaltenen Wuchsort des Langblättrigen Sonnetaus mehr. Das Vorkommen in einem Quellmoor steht mit sechs Exemplaren wegen des Verlustes der Wuchsorteignung unmittelbar vor dem Erlöschen. Als einziges der ehemaligen Quellmoorvorkommen haben die Vorkommen in dem Hangquellmoor noch eine Überlebenschance. Der Wasserhaushalt ist im Mittelteil des Hangquellmoores anscheinend noch in einem Zustand, der ein Überleben des Langblättrigen Sonnentaus ermöglicht, sofern durch Pflegemaßnahmen die Wuchsortstrukturen verbessert werden.
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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