Strauch-Birke (Betula humilis)
Gründe für Auswahl: In Bayern auch im Alpenvorland nur sehr zerstreut verbreitetes Moorgehölz (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 128) in häufig nur kleinen, stark störanfälligen Beständen. Nach der RL Bayern gilt die Strauch-Birke als „stark gefährdet“. Zum Landkreis Starnberg gibt es einige ältere Angaben, die der Aktualisierung bedurften.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).
Standort: Als intakte Standorte der Strauch-Birke (Betula humilis) können deutlich basenhaltige, nasse nicht entwässerungsbeeinflusste Übergangsmoore mit basiophilen Torfmoos-Arten wie etwa Sphagnum warnstorfii und Sphagnum contortum sowie mit dem Vorkommen von Schlenken gelten, in welchen Braunmoosarten der kalkreichen Niedermoore wie Scorpidium cossoni und Campylium stellatum angesiedelt sind.
Vergesellschaftung: Braunmoor-Übergangsmoore mit der Roten Torfmoos-Gesellschaft (Sphagnum magellanicum, Sphagnum rubellum) in minerotraphenter Ausbildung sowie Pflanzengesellschaften des Verbands Caricion lasiocarpae, wozu in erster Linie die Fadenseggenrieder (Caricetum lasiocarpae) gehören.
Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Betula humilis: Stark wuchsortabhängig.
Maßnahmen: Die Vorkommen der Strauch-Birke in hydrologisch unveränderten Moorkomplexen bedürfen grundsätzlich nicht der Pflege, weil es sich bei ihnen um aufgrund der Nässe und Nährstoffarmut um natürlich waldfreie Moor-Biotope handelt.
In entwässerten oder auch nur entwässerungsbeeinflussten Mooren wird die Strauch-Birke zum „Pflegefall“. Durch Offenhaltung der Wuchsorte durch Beseitigung aufwachsender Baumarten wie Fichte (Picea abies) oder Moor-Birke (Betula pubescens agg.) oder Großsträucher wie Ohr-Weide (Salix aurita) und Faulbaum (Frangula alnus) lässt sich erfahrungsgemäß die Strauch-Birke auf Dauer nicht erhalten, weil die entwässerten Moorböden auf Dauer zu sehr versauern. Wiedervernässungen sind unumgänglich, wenn irgendeine Aussicht auf Erfolgt bestehen soll. Geglückte Regenerationsmaßnahmen mit erfolgreicher Sicherung der Bestände der Strauch-Birke sind dem Verfasser dieser Studie allerdings nicht bekannt.
Untersuchte Wuchsorte im Gebiet
Nachweise ASK-Erfassungen: Nachweise im Rahmen der ASK-Kartierungen des Jahres 2004 werden lediglich zwei Stellen angegeben.
Standort 1: Offenes Übergangsmoor. Bei den Erfassungsarbeiten des Jahres 2017 gelang allerdings kein Nachweis. Bei Nachforschungen stellte es sich heraus, dass es sich bei der Angabe des Jahres 2004 um eine Fehlermeldung handelt und somit ein Altnachweis für dieses Gebiet fehlt!
Standort 2: Eigener Nachweis vom 7.06.2004, ca. 25 bis 30 Sträucher. Bei den Untersuchungen des Jahres 2017 (genaues Datum: 06.09.2017) wurde allerdings kein einziges Exemplar der Strauch-Birke mehr gefunden.
Die Gründe, die zu diesem negativen Befund geführt haben, sind nicht bekannt. Möglicherweise lag der Wuchsort in dem derzeit gemähten Bereich. Fortgesetzte Mahd wird von der Strauch-Birke nicht vertragen; diese Erklärung ist allerdings nur als Hypothese zu verstehen.
Statt der Strauch-Birke wurde am Standort 2 das Vorkommen des Blauen Sumpfsterns (Swertia perennis) aufgenommen, das im Jahr 2004 übersehen worden war.
Aktuelle Nachweise der Strauch-Birke liegen mithin für das Gebiet des Lkr. Starnberg nicht vor!
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
Derzeit fehlt ein aktueller Nachweis der Strauch-Birke (Betula humilis) für das Gebiet des Lkr. Starnbergs. Früherer Angaben wären zu überprüfen, bei den Untersuchungen zum Moor-Reitgras (s. QUINGER & RINGER 2016. 59 ff.) stellte es sich allerdings heraus, dass der zentrale (ehemalige) Übergangsmoorkomplex infolge Austrocknung stark verheidet ist und die Wuchsorteignung für die Strauch-Birke weitgehend verloren hat.
Einigermaßen vitale Bestände der Strauch-Birke in unmittelbarer Nähe des Lkr. Starnberg gibt es im Kerschlacher Forst. Das NSG gehört allerdings bereits dem benachbarten Lkr. Weilheim-Schongau (WM) an.
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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