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Natur vor der Haustür

Klebriger Lein (Linum viscosum)

Gründe für Auswahl: Im Alpenvorland entlang des Lechs sowie östlich und südöstlich des Ammersees zerstreut sowie entlang der Isar vereinzelt auftretend, sonst im Alpenvorland fehlend (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 963). Kommt im Lkr. STA in meist kleinen und anfälligen Beständen an besonnten und trockenen Waldsäumen und versaumten Halbtrockenrasen vor. 

Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2). 

Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).

Standort: Auf frischen bis mäßig trockenen, kalkreichen Böden angesiedelt. An vollbesonnten Standorten, aber auch gerne an Waldrändern mit zeitweiser Beschattung.

Vergesellschaftung: Im Gebiet vorwiegend in Silberdistel-Horstseggenrasen und in frischen Felsenfiederzwenken-Trespenrasen, stellenweise auch in den relativ trockenen Knollenkratzdistel-Pfeifengraswiesen. Deutlich grundwasserbeeinflusste Pfeifengraswiesen werden hingegen als zu nass gemieden.

Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Linum viscosum: Asperula tinctoria, Gentiana lutea, Gladiolus palustris, Inula hirta, Lilium bulbiferum, Trifolium alpestre und Trifolium rubens.

Allgemeine Maßnahmen-Hinweise: Generell stellt Mahd ab dem 1.8. eine empfehlenswerte Erhaltungsmethode dar. Von Beweidung gleich in welcher Form ist dringend abzuraten, da der Klebrige Lein in hohem Maße weideempfindlich ist!

Untersuchte Wuchsorte im Gebiet: Im Rahmen der vom Bayer. Landesamt f. Umwelt im Jahr 2004 beauftragten floristischen Untersuchungen wurden Wuchsorte des Klebrigen Leins untersucht, die auch im Jahr 2017 Gegenstand der Erfassungen waren.

Nachweise des Klebrigen Leins im Rahmen der Erfassungen von Quinger 2004 / 2017:

Wuchsort 1:  > 50 / 205 Stöcke
Anzahl blühender Stöcke: 205, davon 182 in dem nördlichen Magerrasen und 23 im Unterhang des südlichen Magerrasens. ASK.-Nr.: BN-GL_40 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440335 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Mit der Gesamt-Anzahl von mindestens 205 blühenden Stöcke beherbergt der west-exponierte Trockenhang mit Wuchsort 3c (zusammengerechnet als zusammenhängende Population betrachtet) den größten Bestand des Klebrigen Leins im Landkreis Starnberg. Von den 205 Stöcken befinden sich 182 in dem nördlichen, 23 in dem südlichen Kalkmagerrasen.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Eventuell liegt derzeit eine Unterpflege des nördlichen Magerrasens mit daraus resultierender Verbrachungstendenz vor! Der südliche Magerrasen mit dem wesentlich kleineren Teilbestand wird anscheinend in einer engeren Frequenz gemäht.

Spezifische Maßnahmen: Der nördliche Magerrasen des NDs muss zum dauerhaften Erhalt des Klebrigen Leins mindestens 2-3 x in fünf Jahren gemäht werden.

Wuchsort 2: 25 / 29
5 Zählpunkte. ASK.-Nr.: BN-GL_41 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440329 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Der derzeitige Bestand von 29 blühenden Stöcken entlang des Gehölzsaums entspricht in etwa dem Zählergebnis des Jahres 2004.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Es liegt keine erkennbare spezifische Gefährdung vor, von welcher der Klebrige Lein betroffen wäre. Es besteht allerdings eine hohe Belastung des NDs durch den Freizeitbetrieb.

Spezifische Maßnahmen: Hinsichtlich des Klebrigen Leins besteht derzeit nicht die Erfordernis, spezifische Maßnahmen vorzunehmen.

Wuchsort 3a:
wenige Nachweise / Bestand erloschen

Wuchsort 3b: 25 / 197
23 Zählpunkte. ASK.-Nr.: BN-GL_42 ASK.-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4439898 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Größter Teilbestand in diesem Gebiet mit 197 blühenden Stöcken. Diese Angabe liegt deutlich über der des Jahres 2004. Anscheinend ist der Bestand des Klebrigen Leins an der Südseite dieses Standorts derzeit zumindest als stabil einzustufen.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Eine spezifische Gefährdung des Klebrigen Leins lässt sich derzeit nicht feststellen. Allerdings haben sich die Negativauswirkungen des Freizeitbetriebes in den letzten 15 Jahren deutlich verstärkt. Dies findet seinen Niederschlag in der Ausweitung und Vermehrung der durch die Besucher angelegten Trampelpfade. Als positive Entwicklung ist zu vermelden, dass ein querender Wirtschaftsweg vor einigen Jahren (etwa um das Jahr 2010) stillgelegt wurde.

Spezifische Maßnahmen: Änderungsbedarf an der derzeit ausgeübten Pflege besteht nicht. Im Südhangbereich muss allerdings der Freizeitbetrieb geregelt werden. Die Trampelpfade müssen geschlossen werden, dafür kann und sollte der ehemalige Wirtschaftsweg als Besucherweg in attraktiverer Form angeboten werden. Die Mehrzahl der attraktiven Pflanzenarten an diesem Ort lassen sich von diesem Weg aus in befriedigender Weise beobachten.

Wuchsort 3c: 58 / 119
26 Zählpunkte. ASK.-Nr.: BN-GL_44 TK-Nr.: 8033/3 GK-RW: 4440047 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Mit mindestens 119 blühenden Stöcken der zweite größere Teil-Wuchsort dieses Gebiets. Der Vergleich mit den Bestandserfassungen des Jahres 2004, als 58 Stöcke gezählt wurden, ergibt ein doppelt so hohes Ergebnis, sodass auch dieser Bestand derzeit als zumindest stabil gelten kann.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Eventuell Ausbreitung der Gehölze und dadurch überstarke Beschattung der Wuchsorte des Klebrigen Leins.

Spezifische Maßnahmen: Die Mahdpflege erfolgt anscheinend in für die Bestandserhaltung des Klebrigen Leins günstiger Weise. Die Mahdpflege muss allerdings in Abständen von nicht mehr als fünf Jahren durch Entbuschungsmaßnahmen ergänzt werden, um zu unterbinden, dass die Wuchsräume des Klebrigen Leins durch vordringende Gehölze eingeengt werden.

Wuchsort 4: Kein Nachweis / Bestand erloschen
TK: 8033/1; ASK.-Nr.: BN-GL_45 TK-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4439367 GK-HW

Derzeitiger Bestand: An dem Wuchsort gelang bereits im Jahr 2004 keine Nachweis mehr. Nachdem der Klebrige Lein dort seitdem nicht beobachtet wurde, kann sein Vorkommen dort als definitiv erloschen angesehen werden.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Fortschreitende Verbuschung. Zudem hat sich dort ein Polykormon des Land-Reitgrases ausgebreitet, welches beginnt, die verbliebenen Magerrasenfragmente zu zerstören. Es droht der Verlust des Biotops!

Spezifische Maßnahmen: Umfassende Primärpflegemaßnahmen veranlassen.

Wuchsort 5: 4 / kein Nachweis
ASK.-Nr.: BN-GL_81 TK.-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4439051 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Der ehemalige Wuchsort ist durch das Aufkommen einer dichten Buchenbestockung, die mittlerweile drei Meter Wuchshöhe erreicht hat, definitiv verloren gegangen.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Bestand erloschen!

Spezifische Maßnahmen: Erhalt der verbliebenen offenen Magerrasen-Reste durch Entholzungsmaßnahmen.

Wuchsort 6: 25 / kein Nachweis
Nachsuche in den Halbtrockenrasen. Es gelang kein Nachweis. Art eventuell noch vorhanden, aber wenn überhaupt, dann nur noch in einem sehr kleinen Bestand.

Wuchsort 7:  Mindestens 80 / Bestand erloschen
Nachsuche in den Halbtrockenrasen. Es gelang kein Nachweis. Art eventuell noch vorhanden, aber wenn, dann nur noch in einem sehr kleinen Bestand. Andernfalls sollte die Art von einer Spenderpopulation des benachbarten Standorts wieder angesiedelt werden.

Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art:  Der Klebrige Lein ist offenbar seit den ausgehenden 1990er-Jahren an mindestens vier ehemaligen Wuchsorten im Lkr. Starnberg erloschen.

Aufgrund der aufgetretenen Verluste an Wuchsorten in den letzten 20 Jahren muss der Klebrige Lein im Lkr. Starnberg als derzeit „Stark gefährdet“ eingestuft werden. Die Vorkommen dieser Art bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit. Aus methodischen Gründen sind die GPS-gestützten Zahlen des Jahres 2017 genauer.

Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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