Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica)
Gründe für Auswahl: Im Alpenvorland entlang des Lechs sowie in den Jungmoränen-Magerrasen nur noch an 1-3 Wuchsorten östlich des Ammersees auftretend (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 2491). Im Lkr. Starnberg kommt die Hummel-Ragwurz nur an einem Standort vor.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Vom Aussterben bedroht (Grad 1).
Standort: Mäßig trockene Kalkmagerrasen mit lückiger Grasmatrix.
Vergesellschaftung: In trockenen Ausbildungen der Silberdistel-Horstseggenrasen (Carlino-Caricetum sempervirentis), die bereits zu den Erdseggenrasen (Caricetum humilis) überleiten.
Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Ophrys holoserica:Asperula tinctoria, Gymnadenia odoratissima, Inula hirta, Ranunculus oreophilus.
Maßnahmen: Gezielte Maßnahmen zur Erhaltung von Ophrys holoserica sind derzeit nicht erforderlich; es ist allerdings zu gewährleisten, dass der Wuchsortbereich in jedem Jahr gemäht wird. Darüber hinaus sind Betretungsregelungen für den Standort dringend erforderlich.
Nachweise ASK-Erfassungen im Jahr 2004: Nur ein Nachweis im Rahmen der damaligen ASK-Erhebungen; im Jahr 2003 blühten nach Beobachtungen von Herrn J. SCHWARZ/Herrsching an einem Standort 5 Exemplare. In vom Witterungsverlauf her günstigen Jahren können dort bis zu 70 Individuen zu beobachten sein.
Wuchsort 1: 14 Zählpunkte. Anzahl blühender Individuen: 36. ASK.-Nr.: BN-GL_50 TK-Nr.: TK: 8033/1 GK-RW: 4440363 GK-HW
Derzeitiger Bestand: Der im Jahr 2017 registrierte Bestand von 36 blühenden Individuen mit einem Teilwuchsort nahe des Trampelpfads an der Oberseite des Kalkmagerrasens sowie einem zweiten, meist individuenreicheren Wuchsort entspricht für die letzten zehn Jahre einem überdurchschnittlichen Zählergebnis. Maximal wurden in einem „guten“ Orchideenjahr bis zu 70 Individuen gezählt (Jahr 2013). In Jahren mit einer sehr trockenen Frühjahrswitterung wurden hingegen oft nicht mehr als 10 blühende Individuen vorgefunden. Insgesamt verhält sich der Bestand seit Mitte der 2000er-Jahre annähernd stabil.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Als spezifische Gefährdung kann das gezielte Aufsuchen des Wuchsorts zum Fotografieren der Pflanzen bezeichnet werden. Bei dieser Gelegenheit werden häufig Jungpflanzen sowie nicht oder noch nicht blühende einzelne Pflanzen der Hummel-Ragwurz durch Tritt beschädigt, von anderen schützenswerten Pflanzenarten des NDs ganz zu schweigen, auf die oftmals mangels ausreichender Kenntnisse keinerlei Rücksicht genommen wird. In diesem ND besteht eine hohe Belastung durch den Freizeitbetrieb.
Spezifische Maßnahmen: Steuerung des Freizeitbetriebs notwendig mit Anhalten der Besucher, den Trampelpfad an der Oberseite des NDs nicht zu verlassen.
Wuchsort 2: 1 Zählpunkt. Anzahl blühender Individuen: 2. ASK.-Nr.: BN-GL_49 TK-Nr.: 8033/1. GK-RW: 4440318 GK-HW
Anmerkung: Zählpunkt identisch mit dem Zählpunkt zu Coronilla vaginalis (BN-GL_14).
Derzeitiger Bestand: Im Jahr 2017 wurden überraschend zwei Exemplare gefunden, die in unmittelbarer Nachbarschaft der dort vorkommenden Scheiden-Kronwicke gedeihen. Die Wuchsorte von beiden Pflanzenarten haben dieselben GK-Koordinaten! Die Hummel-Ragwurz ist dort in einer recht steilen Hangrinne mit einer aufgelockerten Grasmatrix angesiedelt. Es handelt sich um einen Kalkmagerrasen mit Erd-Segge (Carex humilis), Aufrechter Trespe (Bromus erectus) und Kalk-Schafschwingel (Festuca guestfalica) als dominante Gräser und Grasartige.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Spezifische Gefährdungen der Hummel-Ragwurz liegen an diesem abgelegenen Wuchsort anscheinend nicht vor. Der Kalkmagerrasen, in welchem der Nachweis der Hummel-Ragwurz gelang, ist allerdings deutlich unterpflegt. Eventuell sollte in der betreffenden Hangrinne händisch kleinflächig das Striegeln praktiziert werden.
Spezifische Maßnahmen: Den Kalkmagerrasen alljährlich mähen. Die Hangrinne sollte außerhalb der Vegetationsperiode hin und wieder gestriegelt werden. Auf eventuell vorhandenen Winterrosetten ist in diesem Fall zu achten.
Wuchsort 3: 1 Zählpunkt, kein Nachweis im Jahr 2017. Status unsicher. ASK.-Nr.: BN-GL_79. ASK.-Nr.: 8033/1 GK-RW: 4440587 GK-HW
Derzeitiger Bestand: In den Jahren 2015 und 2016 wurde jeweils ein blühendes Exemplar beobachtet, im Jahr 2017 gelang hingegen kein Nachweis. Das Vorkommen befindet sich in einem Kalkmagerrasen, der vom Erdseggenrasen zum Silberdistel-Horstseggenrasen überleitet. Anscheinend handelt es sich nur um das Vorkommen einer zufällig etablierten Pflanze.
Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Spezifische Gefährdungen der Hummel-Ragwurz liegen an diesem Wuchsort anscheinend nicht vor. Der Kalkmagerrasen, in welchen der Nachweis der Hummel-Ragwurz gelang, wird sachgerecht gepflegt.
Spezifische Maßnahmen: Den Kalkmagerrasen alljährlich mähen. Eine besondere Abstimmung der Pflege auf die Hummel-Ragwurz erscheint als nicht erforderlich.
Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art:
Bei dem Vorkommen der Hummel-Ragwurz am Wuchsort 1 handelt es sich um das einzige bekannte stabile Vorkommen in der gesamten Nordhälfte des Naturraumes Ammer-Loisach-Hügelland. Es ist in einer Größenordnung von zumeist 20 bis 40 blühenden Exemplaren seit Mitte der 2000er-Jahre annähernd stabil.
Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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