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Natur vor der Haustür

Sand-Veilchen (Viola rupestris)

Gründe für Auswahl: Im Alpenvorland nur auf den trockenen Schotter-Alluvionen entlang des Lechs und der Isar einige Vorkommen, diese in vielen Fällen durch fortschreitende Sukzession stark bedroht. In der Lech-Wertach-Ebene und in der Münchener Ebene einige Vorkommen einiger Heideflächen vorhanden, meist nur kleine und ebenfalls anfällige Bestände auf abgeschobenen Böden. Im Lkr. Starnberg ist die Art nur von einem Standort bekannt geworden. 

Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark Gefährdet (Grad 2). 

Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark Gefährdet (Grad 2).

Standort: Trockene Pionier-Kalkmagerrasen auf Roh-Böden und Böden mit geringer Feinerde-Entwicklung (Protorendzinen). Nur an Stellen mit einer lückigen Grasmatrix mit geringer Wuchsleistung und hohem Lückenangebot. Empfindlich gegen Streufilzdeckenbildung. Das Sand-Veilchen gehört zu den Besiedlern halboffener kiesiger, oft kryptogamenreicher Halbschlussstadien. 

Vergesellschaftung: In sehr lockerem Kalkmagerrasen mit Felsen-Fiederzwenke (Brachypodium rupestre), Kalk-Schafschwingel (Festuca guestfalica) und Vogelfuß-Segge (Carex ornithopoda) als bestandsbildenden Gräsern und Grasartigen.

Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung mit Viola rupestris: Fransen-Enzian (Gentianella ciliata), Kreuzbuchs (Polygala chamaebuxus), außerdem Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), dieser nur an dem nördlichen der beiden Wuchsorte.

Maßnahmen: Periodisch Entfernen der sich neu bildenden Streufilzdecken, ebenso durch gelegentliches Striegeln händische Entfernung von Moosdecken. Der nördliche Wuchsort bedarf dringend der Auflichtung durch Entfernung etlicher Bäume, die südlich des Wuchsorts, gedeihen.

Anmerkung: Das in der Biotopkartierung vermerkte Vorkommen in der Brückengrube wurde bei den Erhebungen nicht gefunden. In dem Vorkommensbereich dieses individuenreichen Vorkommens erfolgte im Jahr 2011 eine „punktgenaue“ Ablagerung. Offenbar hat diese tatsächlich zur nachhaltigen Vernichtung des Bestands an diesem Standort geführt.

 

Untersuchte Wuchsorte im Gebiet

Wuchsort 1: Zählpunkte: 10. Anzahl gezählter Rosetten : 33. ASK.-Nr.: BN-GL_73 TK-Nr.: TK: 7834/3 GK-RW: 4452254 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Insgesamt 33 Rosetten an 10 Zählpunkten. Im Jahr 2004 und auch im Jahr 2009 erfolgten an demselben Wuchsort keine detail-genauen Zählungen.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Der Lichthaushalt gibt zu Beanstandungen Anlass, an der West-, Südwest- und Südseite verdichtet sich der Gehölzbestand und bewirkt eine zunehmende Beschattung der Wuchsfläche des Sand-Veilchens. Die Wuchsfläche neigt zur Vermoosung. Es liegt zudem eine deutliche Behinderung durch zu dichte Moos-Streufilzdecken vor, die sich bei normaler Mahd nur ungenügend beseitigen lassen.

Spezifische Maßnahmen: Der Wuchsortbereich sollte im Winterhalbjahr gestriegelt werden, um die durch Mahd schwer entfernbare Streufilzdeckenbildung durch Moose zu verringern und das für das Sand-Veilchen nutzbare Lückenangebot zu erhöhen. Zur Verbesserung des Lichthaushaushalts müssen in der west-südlichen Umrahmung des Wuchsorts etliche Bäume und Sträucher entfernt werden. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen besteht eine hohe Dringlichkeit.

 

Wuchsort 2: 

Derzeitiger Bestand: Insgesamt 28 Rosetten an 5 Zählpunkten. Der Wuchsort ist noch nicht lange bekannt und von dem Bearbeiter erstmals besucht worden.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Die Wuchsfläche des Sand-Veilchens neigt ebenfalls zur Vermoosung, Es liegt eine deutliche Behinderung durch zu dichte Moos-Streufilzdecken vor, die sich bei normaler Mahd nur ungenügend beseitigen lassen. Die Fläche wird anscheinend von schwerem forstlichem Gerät befahren, was zu Verdichtungen des Bodens und zur massiven direkten Beschädigung der Viola-Rosetten führt.

Spezifische Maßnahmen: Der Wuchsortbereich sollte im Winterhalbjahr gestriegelt werden, um die durch Mahd schwer entfernbaren Streufilzdeckenbildung durch Moose zu verringern und das für das Sand-Veilchen nutzbare Lückenangebot zu erhöhen. Die Befahrungen der Wuchsflächen des Sand-Veilchens durch schwere Forstfahrzeuge müssen künftig unterbleiben.


Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art
In der südlichen, durch hochwürmglaziale Schotter geprägten Münchener Ebene stellt das Vorkommen des Sand-Veilchens (Viola rupestris) im Untersuchungsgebiet zweifelsohne eine in hohem Maße erhaltenswürdige Besonderheit dar.

Der Gesamtbestand im ehemaligen Gelände besteht derzeit aus zwei Teil-Wuchsorten, umfasst zusammengerechnet 61 Rosetten und befindet sich damit in einer kritisch kleinen Größenordnung. An beiden Teil-Wuchsorten liegen zudem akut wirksame Gefährdungen vor, die bei ungehindertem Fortwirken dieser Gefährdungen binnen weniger Jahre eine akut Aussterbegefahr des Sand-Veilchens herbeiführen können. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist daher an beiden Wuchsorten von hoher Dringlichkeit!

 

Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
Gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale