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Natur vor der Haustür

Labkrautblättrige Wiesenraute (Thalictrum simplex subsp. galiodes)

Gründe für Auswahl: Bayernweit seltene bis sehr seltene, stark gefährdete Streuwiesenart mit Bevorzugung der warmen, tiefen Lagen Südbayerns (s. SCHÖNFELDER & BRESINSKY 1990: Karten-Nr. 424). Die Labkrautblättrige Wiesenraute besitzt im Voralpinen Hügel- und Moorland nur wenige Wuchsorte. Im Lkr. STA wurde es in den letzten 20 Jahren nur (noch) an einem Standort beobachtet. 

Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2). 

Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2). 

Artenschutzbedeutsame Arten in unmittelbarer Vergesellschaftung: mit Thalictrum simplex subsp.galiodes, Arnica montana, Chamaecytisus ratisbonensis, Scorzonera humilis, Genista germanica, Potentilla alba und Filipendula vulgaris.

Nachweise ASK-Erfassungen aus dem Jahr 2004: Im Jahr 2004 gelang an einem Wuchsort noch der Nachweis von 16 Exemplaren. Seinerzeit wurde Aussterbegefahr konstatiert, da der Bestand im Jahr 1994 an diesem Wuchsort noch 40-50 Exemplare umfasste, im Jahr 1999 wurden 21 Individuen gezählt (s. Quinger 1999). Im Jahr 2017 konnte an diesem Wuchsort infolge weiterer Verschlechterungen des Erhaltungszustands des Wuchsorts keine weiteren Nachweise mehr erbracht werden. 
Die Verschlechterung stellt ein Resultat der Entwässerung und der Eutrophierung mit daraus resultierender Mineralisation der organischen Bodensubstanz dar. Sie führte unter anderem zur Ausbreitung von verdrängend wirkenden Polykormonen des Land-Reitgrases (Calamagrostis epigejos) und der Riesen-Goldrute (Solidago gigantea). Es ist davon auszugehen, dass die Art erloschen ist, da die Wuchsorteignung weitgehend verloren gegangen ist.

Standort 1: 0 Zählpunkte. Kein Nachweis. Die Art ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erloschen. ASK.-Nr.: BN-GL_64 TK-Nr.: 7833/4 GK-RW: 4445178 GK-HW:

Derzeitiger Bestand: Keine Nachweis mehr. Die ursprünglichen Pfeifengraswiesen sind durch Entwässerung und Eutrophierung so stark verändert, dass die Wuchsorteignung für die Labkrautbklättrige Wiesenraute verloren gegangen ist.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Durch Entwässerung und Eutrophierung standörtlich stark verändert. Die Ausbreitung der Polykormone der Riesen-Goldrute und des Land-Reitgrases baut die vormaligen Pfeifengraswiesen ab und transformiert diese in naturschutzfachlich gesehen geringwertige Vegetationsbestände.

Spezifische Maßnahmen: Da die Labkrautblättrige Wiesenraute erloschen ist und der Erhaltungszustand grundlegend verändert ist, erübrigt sich die Anberaumung von Erhaltungsmaßnahmen zu wertgebenden Pflanzenarten.

In den Magerrasen eines zweiten Wuchsortes wurden im Jahr 2004 noch zwei Wuchsbereiche mit Vorkommen der Labkrautblättrigen Wiesenraute registriert, die etwa 30 bzw. 200 Individuen umfassten. Davon ist nur ein Vorkommen erhalten geblieben. 
Das ehemalige Vorkommen der Labkrautblättrigen Wiesenraute nordwestlich von Machtlfing ist schon in den ausgehenden 1980er-Jahren zusammengebrochen.

Standort 2:  3 Zählpunkte. Anzahl gezählter Triebe: 38. Alle Triebe nur vegetativ entwickelt! 
ASK.-Nr.: BN-GL_63 TK-Nr.:7833/3. GK-RW: 4443960 GK-HW

Derzeitiger Bestand: Insgesamt 38 Triebe an 3 Zählpunkten. Alle Triebe nur vegetativ ausgebildet. Es ließ sich kein einziger Blüten- oder Frucht-Stand auffinden.

Spezifische Gefährdungen am Wuchsort: Der Lichthaushalt gibt zu wesentlichen Beanstandungen Anlass. Der Gehölzbestand ist inzwischen so verdichtet, dass die seit den frühen 2000er-Jahren erfolgte Zunahme der Beschattung der Wuchsfläche der Labkrautblättrigen Wiesenraute offenbar die Ausbildung generativer Triebe nicht zulässt.

Spezifische Maßnahmen: Zur Verbesserung des Lichthaushalts müssen in der Umrahmung des Wuchsorts etliche Bäume entfernt werden. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen besteht eine hohe Dringlichkeit. Die Magerrasenflächen müssen alljährlich im August gemäht werden (wegen der relativ späten Entwicklung der Labkrautblättrigen Wiesenraute nicht vor dem 1. August).

Generelle Beurteilung der Ergebnisse zur Art: Die Labkrautblättrige Wiesenraute ist im Landkreis Starnberg akut vom Aussterben bedroht. Nachdem sie seit den späten 1970er-Jahren ihre Wuchsorte bei Machtlfing und Anfang der 1990er-Jahre ihre Wuchsorte an der Nordseite des Görblmooses einbüßte, sind in dem Zeitraum zwischen 2004 und 2017 auch die Wuchsorte im Teggermoos infolge gravierender standörtlicher Veränderungen verloren gegangen.
Das letzte verbliebene Vorkommen befindet sich infolge Ausschattung in einem äußerst kritischen Zustand. Es sind umfassende Freistellungmaßnahmen notwendig, um einen günstigen Lichthaushalt wiederherzustellen. Die Abräumungsmaßnahmen müssen unter fachlicher Aufsicht stattfinden, um während der Abräumung die Wuchsorte nicht direkt mechanisch zu schädigen.

Bearbeiteter Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017; Seite 99 ff
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