Artenvielfalt & Lebensräume
Im Landkreis Starnberg beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichsten Themen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist der Arten- und Biotopschutz, da hier viele wertvolle Lebensräume wie Feuchtwiesen, Magerrasen und Moore vorkommen. Viele dieser Flächen brauchen die Pflege durch den Naturschutz, da sonst niemand bereit ist, diese Pflege zu übernehmen. Oft ist eine Pflege nur in mühsamer Handarbeit möglich und braucht zudem ein gewisses Maß an Artenkenntnis.
Als anerkannter Naturschutzverband geben wir Stellungnahmen ab im Rahmen der Bauleitplanung zum Bau von Straßen, zu Anlagen zur Energiegewinnung, sowie zu Neubau- und Gewerbegebieten. Dabei versuchen wir gezielt Einfluss zu nehmen, damit die Naturzerstörung und die Flächenversiegelung ganz verhindert oder so weit wie möglich minimiert werden. Immer wieder geben wir auch Kartierungen in Auftrag, um den Schutz der Flächen auf eine noch bessere wissenschaftliche Basis zu stellen.
Durch Veranstaltungen und Projekte versuchen wir Menschen zu gewinnen, die eine nachhaltige, wenn möglich kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützen – damit auch hier die Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen erhalten oder verbessert werden kann.
Die dringend notwendige Energiewende erfordert viel Augenmaß, denn es darf nicht passieren, dass der Artenschutz und die Funktionstüchtigkeit unserer Wälder und freien Flächen dabei auf’s Spiel gesetzt werden. Der Umbau des Seminar- und Verwaltungsgebäudes in Wartaweil, in dem sich unsere Geschäftsstelle befindet, ist hier ein positives Beispiel.
Die Würm braucht ihre Ruhe
Viele Störungen auf der Würm im Abschnitt des Naturschutzgebietes Leutstettener Moos
Im Dezember 2020 haben wir erfahren, welch unglaubliche Störungen auf der Würm im Abschnitt des Naturschutzgebietes Leutstettener Moos stattfinden. Die Dokumentation von Dr. Andrea Gehrold zeigt eindrucksvoll, dass an warmen Sommertagen bis zu 100 Befahrungen stattfinden. Das hat die Ortsgruppe Starnberg dazu veranlasst, noch im Dezember über die Untere Naturschutzbehörde und über Herrn Landrat Frey zu beantragen, die Ruhezeit möglichst bis Mitte August zu verlängern – vor allem, damit die späten Brutvögel ihre Jungen ungestört versorgen können.
Bisher ist nichts passiert, außer eine Versicherung von Seiten des Landrats, dass man sich an die Regierung von Oberbayern (ROB) gewandt habe, die diese behördliche Anordnung verfügen müsse. Allerdings haben unsere Nachfragen bei der ROB bisher nur Fragezeichen bewirkt. Die Zuständigkeit ist scheinbar nicht klar. Zugesichert wurde uns, man wolle sich kümmern – sowohl vom Landratsamt Starnberg als auch von Seiten der Regierung. Ob die Würm zur nächsten Saison mehr Ruhe bekommt? Wir wollen es hoffen und bleiben deshalb dran.
— Irmi Franken, Ortsgruppe Starnberg
Fracking — Gefahr oder Bedrohung? Beides!
Erfahren Sie in der PDF-Datei mehr über einige der Chemikalien, die regelmäßig beim Fracking eingesetzt werden, sowie über die Gefahren und Risiken, die von dem Chemikalienmix ausgehen.
Ein kurzes Video informiert über den Fracking-Prozess mit seinen Auswirkungen.
Unterstützen Sie den BN, den BUND und Campact bei den Bemühungen, das riskante Fracking in Deutschland zu verhindern und prinzipiell zu verbieten.
Video »Erdgas per Fracking – gefährliches Verfahren« (Faszination Wissen, Bayerischer Rundfunk, 05.07.2012)
Zusammenfassung »Unser tägliches Gift: Glyphosat«
Glyphosat ist der Hauptwirkstoff in den meistverkauften Herbiziden weltweit und steht seit vielen Jahren in der Kritik. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kam in einer Bewertung vom März 2015 (publiziert von der Internationalen Agentur für Krebsforschung, IARC) zu dem Ergebnis, dass es Nachweise an Menschen für das krebserregende Potenzial von Glyphosat gibt. Die Beweislage ist ausreichend, dass die Substanz bei Ratten und Mäusen zu Tumoren führt. Die IARC stufte Glyphosat daher in die Kategorie 2A ein (wahrscheinlich krebserregend für den Menschen).
Angesichts der zahlreichen Effekte von Glyphosat auf Menschen, Pflanzen, Tiere und Lebensräume kann die BN-Kreisgruppe Starnberg nur für ein sofortiges Verbot von allen Herbiziden mit dem Wirkstoff Glyphosat in Deutschland plädieren. Da es ein solches Verbot noch nicht gibt, empfehlen wir allen Privatleuten sowie den Bauhof-Mitarbeitern der Gemeinden und der Stadt Starnberg, Herbizide mit Glyphosat nicht zu verwenden und am besten ganz auf die »chemische Keule« zu verzichten – da andere Wirkstoffe ja auch ungeahnte Konsequenzen haben können. Alles und jedes zu vergiften kann nicht der richtige Weg sein.
Lesen Sie hier die kurze Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte zum Problemstoff Glyphosat (Verfasser: Diplom-Biologe Michael J. Stiegler)
Der Efeu – Informationen über eine unproblematische Pflanzenart
Leider hat ein BN-Mitglied Ende Oktober 2017 in einer Anzeige im Gräfelfinger Informationsdienst (Info) fachlich nicht haltbare Aussagen zum Efeu publiziert. Vielfach wurde dies als ein Ratschlag des Bundes Naturschutz aufgefasst. Deshalb möchten wir an dieser Stelle die entsprechenden Aussagen der Anzeige richtigstellen und Ihnen fundierte Fakten an die Hand geben (PDF-Datei mit dieser Zusammenfassung).
Der Efeu (Hedera helix) ist eine kletternde, immergrüne und ausdauernde Pflanze aus der Familie der Araliengewächse (Araliaceae). An den Sprossachsen bildet die Pflanze im dichten Abstand Adventivwurzeln aus. Sobald Bäume, Zäune, Mauern oder Gebäude erreicht werden, kann der Efeu durch Haftwurzeln daran emporklettern und eine Höhe von 20 Metern erklimmen [1, 2]. Der Efeu schadet jedoch den Bäumen nicht, an denen er emporklettert, da die Haftwurzeln keine Nährstoffe aufnehmen können. Ein Schmarotzen an Bäumen mit Hilfe der Luftwurzeln findet nicht statt [3, 4].
Geeignete Stützbäume für den Efeu sind normalerweise große, stattliche Individuen. An ihnen wächst die Kletterpflanze den Stamm hinauf, was Ressourcen spart und dem Efeu einen Platz an der Sonne sichert. Geeignete Baumarten haben weit ausladende Kronen. Blätter für die lebensnotwendige Photosynthese sitzen dort, wo die meiste Sonne hingelanget: An den Feinästen oben und an den Seiten der Krone [3, 4].
Für den Fall, dass der Efeu tatsächlich mal die Krone eines Baumes überwuchert, muss eine Abwägung stattfinden zwischen Baumwohl und Efeu. Dann ist es ratsam, den Efeu am Kronenansatz behutsam zurückzuschneiden. Es ist hingegen nicht notwendig, den Efeu deshalb komplett zu entfernen.
Die Behauptung, Efeu könne dadurch Schäden verursachen, dass er die Baumrinde von Licht und Luft abschneidet, ist nicht belegt. Es besteht jedoch bei mehreren einheimischen Harthölzern die Gefahr, dass im Schatten gebildete Rinde durch Sonnenbrand geschädigt wird, wenn der Efeu entfernt wird und somit der Schatten entfällt [3].
Der Efeu blüht in den Monaten September und Oktober, ist somit eine Besonderheit innerhalb der mitteleuropäischen Flora und stellt daher eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Wanzen, Schwebfliegen, Bienen und Wespen dar. Die Früchte reifen im Zeitraum Januar bis April und sind unter anderem Nahrung für Amsel, Star, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz und Mönchsgrasmücke [2].
Die blütenbesuchenden und am Efeu fressenden Insekten sind wiederum eine wichtige Lebensgrundlage für weitere jagende oder parasitierende Insekten, und verbessern das Nahrungsangebot für insektenjagende Vogel- und Fledermausarten. Der Efeu überzieht Stämme und Baumkronen mit einem dichten Geflecht, das mit steigendem Alter der Pflanze immer größer wird und gute und geschützte Nistmöglichkeiten für freibrütende Vogelarten schafft [3].
Der Efeu wurde wegen seinen schon lange bekannten nützlichen Eigenschaften zur Arzneipflanze des Jahres 2010 gekürt. Bereits die Ärzte der Antike nutzten Efeublätter und Efeufrüchte als Schmerzmittel oder, in Salben verarbeitet, bei Verbrennungen. Heute kommt ein Extrakt aus den gelappten Blättern des Efeus zum Einsatz. Er bessert die Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und bei akuten Entzündungen der Atemwege. Auch bei Keuchhusten wird er zur Linderung eingesetzt. Die für diese Wirkungen verantwortlichen Inhaltsstoffe nennen sich Saponine.
Aber Achtung: Der Efeu hat auch gefährliche Effekte. Frische Efeublätter und ihr Saft können nach Kontakt mit der Haut allergische Entzündungen verursachen. Und an den Beeren der Pflanze können sich besonders Kinder vergiften – Übelkeit, Durchfall und Erbrechen können die Folgen sein [5].
Das Bayerisches Naturschutzgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz und die Landschaftsschutzverordnung verbieten eine Beseitigung des einzigsten heimischen Wurzelkletteres in Mitteleuropa ohne erkennbaren, vernünftigen Grund. Das Durchtrennen des Efeu-Haupttriebs tötet die Pflanze selbst, beschädigt möglicherweise den Baum und zerstört für viele Tierarten einen wertvollen Brut-, Nahrungs- und Lebensraum [6].
Naturschutzrechtlich liegt beim eigenmächtigen Entfernen von Efeu-Pflanzen ein Verstoß gegen Vorschriften des allgemeinen Biotopschutzes vor, die nach § 69 Abs. 3 Nr. 8 BNatSchG als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld belegt sind. Sofern der Efeu Fortpflanzungs- oder Ruhestätte von besonders geschützten Tierarten war, handelt es sich zudem um eine Ordnungswidrigkeit nach § 69 Abs. 2 Nr. 3 BNatSchG, oder – wenn streng geschützte Tierarten betroffen sind – um eine Straftat nach § 71 Abs. 2 u. 4 BNatSchG [7, 8].
Verwendete Quellen:
[1] Wikimedia Foundation (2017). Gemeiner Efeu. Wikipedia-Artikel.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Efeu)
[2] Metcalfe D.J. (2005). Hedera helix L. Journal of Ecology 93 (3): 632–648.
(http://bit.ly/2zvwKIN)
[3] Wilhelm G. (2010). Efeu an Bäumen – ein Problem? Was wir über die Wirkungen einer außergewöhnlichen Pflanze wissen. BUND-Kreisgruppe Region Hannover.
(http://region-hannover.bund.net/uploads/media/Efeu_und_Baeume.pdf)
[4] Hetzel I., Jagel A. (2011). Hedera helix – Gewöhnlicher Efeu (Araliaceae). Arzneipflanze des Jahres 2010. Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins e.V. 2: 206–214.
(http://bit.ly/2hXnvtv)
[5] Emmerich R. (2009). Efeu ist Arzneipflanze des Jahres 2010. Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
(https://idw-online.de/de/news344881)
[6] Ohne Verfasser (2009). Efeu-Schneider im Feldafinger Lenné-Park unterwegs. Pressemitteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung Ast. Starnberger See in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Starnberg.
(http://bit.ly/2hYOeWG)
[7] Wilhelm G. (2010). Efeu an Bäumen – ein Problem? Was wir über die Wirkungen einer außergewöhnlichen Pflanze wissen. BUND-Kreisgruppe Region Hannover. Text der Fußnote 1 auf Seite 18 der PDF-Datei.
[8] Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (2009). Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege [Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG].
(https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/index.html)
Nützliche Informationen bieten diese Internetseiten:
• Informationen des Baumpflegeportals
• Informationen der Landwirtschaftskammer
Ihr Ansprechpartner:
Michael J. Stiegler, Diplom-Biologe, Stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Starnberg des Bundes Naturschutz, M.J.Stiegler@gmx.de