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Ortsgruppen

Besondere Lebensräume vor Ort

Hier möchten wir besondere Lebensräume in unserem Landkreis vorstellen. Warum und wie wir besonders wertvolle Flächen bearbeiten erfahren Sie unter der Rubrik "Landschaftspflege".

 


Das Voralpenland – ein Werk der letzten Eiszeit

Gewaltige Gletscherbewegungen haben die Natur verändert und charakteristische Landschaften hinterlassen. Vor etwa 20.000 Jahren breiteten sich die Alpengletscher weit in das Vorland aus. Diese letzte Kaltzeit im Alpenraum wurde nach dem Fluss Würm benannt und deshalb als Würmeiszeit bezeichnet. Mit der Klimaerwärmung vor etwa 10.000 Jahren begannen die Gletscher zu schmelzen und die Eismassen zogen sich zurück. Das bayerische Voralpenland ist ein Relikt dieser bewegten Zeit. Ein Beispiel für die Vielfalt der daraus entstandenen Lebensräume ist der Andechser Höhenrücken mit seinem außerordentlichen Reichtum an Tier- und Pflanzenarten.

Der südwestliche Andechser Höhenrücken erstreckt sich zwischen den Orten Erling, Machtlfing, Kerschlach, Pähl-Fischen und Herrsching-Wartaweil.

Dort wurden die Lebensräume von drei Gebieten, in denen die Kreisgruppe des BUND Naturschutz aktiv ist, im Rahmen einer Studie von B. Quinger (2003) untersucht. Hier wollen wir einen Eindruck von den geologischen Gegebenheiten vermitteln, die Grundlage für die vielfältigen und hochwertigen Lebensräume sind.

 

1. Rückzugsendmoränenlandschaft der Ammerseeleitenhänge zwischen Herrsching und Pähl

Südlich von Herrsching fällt der Andechser Höhenrücken in Form der Ammerseeleite in Richtung Südwesten ab. Zwischen Herrsching-Mühlfeld und Pähl lassen sich drei parallel zum östlichen Ammerseeufer verlaufende, eng hintereinander gestaffelte Rückzugsendmoränen des Ammerseegletschers unterscheiden. Die oberste und gleichzeitig markanteste von ihnen ist die „Widdersberger Rückzugsmoräne“

Die Gletscher hinterließen eine wellige Grundmoränenlandschaft um langgestreckte Gletscherzungenbecken, wie den Ammersee oder den Starnberger See, die durch sich ansammelndes Schmelzwasser entstanden sind.

Den Abschluss der Grundmoräne bilden bogenförmige Endmoränen. Sie markieren den weitesten Vorstoß des Gletschers und konnten, nachdem sich der Gletscher nicht mehr bewegte, über längere Zeit große Mengen mitgeführten Sediments anreichern. Endmoränen können mehrere hundert Kilometer lang und bis zu hundert Meter hoch sein.

Das kalkreiche, kiesig-sandige Moränenmaterial bildet die Grundlage für kalkreiche Trockenstandorte mit Kalk-Buchenwäldern und Kalk-Halbtrockenrasen sowie trockenen Salbei-Glatthaferwiesen.

Temporäre Schmelzwasserseen der Gletscher haben mächtige Tonschichten hinterlassen, die durch das gestaute Wasser die Bildung von Mooren ermöglichten. Zahlreiche Hangquellmoore sind zwischen Herrsching-Leitenhöhe und Pähler Schloss entstanden.

Hangquellmoore,auch Schichtquellmoore genannt, werden von Quellwasser gespeist. Sie bilden sich an flachen Unterhängen, wo wasserstauende Gesteinsschichten auslaufen und die Torfbildung einsetzt.

 

2. Drumlinfeld südlich von Erling und westlich von Machtlfing, im Süden bis in den Kerschlacher Forst

Das Machtlfinger Drumlinfeld ist ein typisches Beispiel für eine durch Drumlins geprägte Grundmoränenlandschaft. Im Osten grenzt es direkt an die Widdersberger Rückzugsendmoräne. In der Breite misst das Machtlfinger Drumlinfeld maximal drei, in der Länge knapp fünf Kilometer.

Der höchste Drumlin erreicht hier eine Höhe von 728 Meter über dem Meeresspiegel. Einer der nördlichsten Drumlins dieses Feldes ist der Andechser Berg, auf dem das Kloster erbaut wurde.

Bildeten sich an der Gletscherunterseite aufgrund von Reliefunebenheiten Spalten, so konnte in diese, während der Bewegung des Gletschers in Fließrichtung, das Material der Grundmoräne hineingepresst werden. Nach dem Abschmelzen des Eises blieben dann häufig zahlreiche langgestreckte Hügel, sogenannte Drumlins, mit einer Ausdehnung von mehreren hundert Metern zurück.

Der hohe Kalkgehalt des Grundmoränenmaterials begünstigte in diesen Regionen die Entstehung von Kalk-Buchenwäldern, Kalk-Magerrasen, Kalk-Pfeifengraswiesen, kalkliebenden Pflanzen im Bereich von Quellen (Kalk-Quellfluren) und kalkreichen Niedermooren.

An der Oberfläche der Drumlins findet sich dagegen vorwiegend schluffig-lehmiges, oberflächlich entkalktes Moränenmaterial, was ideal für zahlreiche kalkmeidende Pflanzenarten ist.

In den lehmigen Senken zwischen den Drumlins entstanden infolge des Wasserstaus bedeutende Feucht- und Nassbiotope bzw. Moore wie beispielsweise im nördlichen Kerschlacher Forst. Am Meßnerbichl-Westhang finden sich Hangquellmoore.

3. Tumulusfeld zwischen Erling-Andechs und Rothenfeld

Das eigenständige Tumulusfeld gilt als Beispiel für eine durch Gletscher geprägte Eiszerfallslandschaft. Da der relativ steile Hügel einem künstlichen Grabhügel ähnelt, wird auch in der geologischen Fachsprache hier der lateinische Begriff „Tumulus“ verwendet.

Ein besonders schönes Beispiel für einen Tumulus ist der „Bäckerbichl“ östlich von Erling.

Wenn Gletscher abschmelzen, können sich mehr oder weniger große Eisblöcke abtrennen bzw. in dem ehemals vom Gletscher bedeckten Gebiet zurückbleiben. Da sich diese isolierten Brocken nicht mehr fortbewegen, werden sie Toteiskörper genannt.

Durch das fließende Schmelzwasser wurden Gesteinstrümmer, die sich in und auf dem Toteiskörper befanden, wie in einem Trichter, der auch als Gletschermühle bezeichnet wird, zusammengespült. Dadurch entstanden halbkugel- oder kegelförmige Hügel. Nachdem das Toteis endgültig abgeschmolzen war, war der sogenannte Tumulus erkennbar.

Das kiesige, durchlässige Material der Tumuli bildet eine ideale Grundlage für den artenreichen Kalk-Magerrasen des Alpenvorlandes. In den großen Toteislöchern des Erlinger-Rothenfelder Tumulusfeldes sind zudem bedeutende Feucht- und Nassgebiete entstanden.

Außer den Erhebungen finden sich charakteristische Vertiefungen in der Landschaft, sogenannte Toteislöcher, die durch kleinere, geschmolzene Toteiskörper entstanden sind. Mit einer Tiefe von bis zu zehn Metern können sie aufgrund ihrer wasserstauenden Tonschichten kleine Gewässer bilden.

Texte: Ch. Starostzik