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Erfolge in der Biotoppflege in Tutzing

Vielfalt auf unseren Moor- und Mähwiesen ist eine Kulturleistung

15.11.2021

Das Hauptziel des Naturschutzes ist wohl der Erhalt ganzer Biotope oder Lebensräume mit ihren jeweiligen gewachsenen Lebensgemeinschaften aus Tieren, Pflanzen und Pilzen. Die Vielfalt auf unseren Moor- und Mähwiesen ist eine Kulturleistung. Ohne regelmäßige Mahd gäbe es sie nicht. Diese Wiesen gehören eigentlich in das Heimatmuseum. Einzelne Arten zu schützen ist aufwendig und nur dann geboten, wenn eine Art vom Aussterben bedroht ist. Uns freut es aber doch besonders, wenn sich eine Rarität in einem Biotop ansiedelt und dort dauerhaft bleibt.
Der Kreuzenzian (Gentiana cruciata) wächst seit einigen Jahrzehnten an einem Bahndamm in Tutzing. Er blüht blau im Hochsommer und mag viel Sonne, weshalb wir den Hang regelmäßig entbuschen müssen. Sein Name verweist auf die kreuzgegenständigen Blätter.

Ob ich denn schon die Eier des Kreuzenzian-Ameisenbläulings (Phen‐ garis rebeli) gefunden hätte, wurde ich gefragt. Ich habe keine gesehen aber über 40 Kreuzenziane auf der kleinen Fläche gezählt. Seit einigen Jahren entbuschen wir eine weitere danebenliegende Fläche, um ihm mehr Lebensraum zu geben. Im Landkreis Starnberg ist der Kreuzenzian sehr selten. Erstaunt war ich dann, als ich diese Art bei einer Führung am Hirschgarten in München auf einem frisch angelegten Blühstreifen entdeckt habe.
Im Kiesbett eines aufgelassenen Weihers haben wir ein Exemplar der Deutschen Tamariske (Myricaria germanica) entdeckt, für uns eine Sensation. Wenig später hat unser Botanik- Fachmann Burkhard Quinger unseren Fund bestätigt. Die Deutsche Tamariske gehört zu den Rispelsträuchern und ist die einzige in Mitteleuropa heimische Art aus der Familie der Tamariskengewächse. Sie ist eine Pionierpflanze auf neu gebildeten Schotterflächen der Alpenflüsse und wird in der Roten Liste Deutschlands als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Im Juli habe ich sie besucht. Sie ist etwas kleiner als vor zwei Jahren, weil der höchste Trieb abgebrochen ist. Zukunft hat sie an diesem Standort keine, denn wenn der Weiher wieder eingelassen wird, stirbt sie ab oder die aufwachsenden Weiden rauben ihr das Licht.
Der BUND Naturschutz versucht im Projekt „Alpenflusslandschaften“ die wenigen, an der Ammer noch verbliebenen Tamarisken über Samen zu vermehren. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Internetseite www.alpenflusslandschaften.de.
Für „unsere“ Tamariske werden wir keine besonderen Schutzmaßnahmen an diesem Standort ergreifen. 

Entbuschen, soll man das wirklich tun? Die Natur würde es nicht machen. Aber unsere Biotopwiesen sind klein und würden sich langfristig zu einem regelrechten Wald entwickeln. Nur ein Jahr nachdem wir Fichtenaufwuchs aus einer Feuchtwiese entfernt hatten, blühten dort einige Exemplare des Sumpfenzians (Swertia perennis).
Vor einigen Jahren wurde in einem kleinen Hangquellmoor im Süden von Tutzing der aufwachsende Wald abgeholzt. Danach nahm der Schilfaufwuchs ständig zu, sodass wir in diesem Jahr das Schilf vor dem Aussamen gesenst haben. Beim Abrechen entdeckte Heiner Fehler einen rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia).

Bei unseren Biotopwanderungen zeigen wir Ihnen gerne diese und andere Raritäten in und um Tutzing.

Klaus Hirsch