Der erste Kiebitz ist in Seefeld angekommen!
In diesen trüben Tagen freut man sich über warme Sonnenstrahlen – so auch der erste Kiebitz, der seit einigen Tagen auf dem Acker unterhalb des Hechendorfer Bahnhofs angekommen ist. Sein Ruf ist allerdings noch etwas zurückhaltend.
Dies geschieht vielleicht auch, weil die Aussichten für die Kiebitze dieses Jahr denkbar schlecht sind. Zwar ist eine Brache von ca. 1,2 ha freigelassen, aber die darauf befindlichen Nassstellen sind zugewachsen und damit für den Kiebitz unbrauchbar. Auch die Wintereinsaat rundum lässt nichts Gutes erwarten, denn alle Studien zeigen, dass der Bruterfolg bei Wintergetreide gegen Null geht durch die schnell aufwachsende und viel zu dichte Ansaat. Wie im vergangenen Jahr soll um die Brache wieder ein Elektrozaun aufgestellt werden. Im Gegensatz zum letzten Jahr soll dieser gepflegt werden, damit er durchgängigen Schutz durch den Strom bietet. Doch wie das erfolgen soll, bleibt weiterhin ungeklärt. Denn meist fällt der Pflegetermin in die kritische Jungenaufzuchtphase oder in die Zweitbrut, in der eine längere Begehung des Ackers schnell zu Störungen und damit einer Unterkühlung oder Überhitzung der aufgescheuchten Pulli führen kann. Dies hat dann den Tod der Brut zur Folge.
Der BUND Naturschutz (BN) will die gute Arbeit der Ortsgruppe fortsetzen, die immerhin zu drei erfolgreichen Jahren mit über 20 Kiebitzjungen geführt hat. Seit der vollständigen Übernahme durch die UNB und ASO im Jahr 2020 konnte keine Kiebitzbrut mehr flügge werden. Dadurch liegt die Reproduktionsrate bei Null. Auf die Mitarbeit des BN hat man seit zwei Jahren verzichtet.
BN-Kreisvorsitzender Günter Schorn: „Ich kritisiere die fachlich fragwürdige Lösung, denn leider war die Untere Naturschutzbehörde zu einem fachlichen Austausch mit den ehrenamtlichen Naturschützer*innen des BN nicht bereit. Man hätte kreative Lösungen finden können, um eine Wiederholung des letztjährigen Desasters, bei dem alle neun Jungvögel verloren gingen, abwenden zu können.“
Die zusätzliche Verkleinerung des Brutareals durch das diesjährige Wintergetreide bietet den ehemals sieben Brutpaaren keinen ausreichenden Platz zum Brüten. Der Versuch der Brutplatzlenkung, den die Untere Naturschutzbehörde Starnberg empfiehlt, führt beim Kiebitz zu einer Verkleinerung der lokalen Population. Denn die Kiebitze bevorzugen einen Abstand von 30 bis 40 Metern zwischen den Gelegestandorten. Studien gehen von einem Raumbedarf von 1-3 ha pro Brutpaar aus (FLADE, 1994 S. 555). Bereits im letzten Jahr sollte das Brutareal reduziert werden, indem auf einer Fläche von ca. zwei Hektar der Wickroggen nicht gepflügt wurde. Erst nach Intervention über eine Anfrage im Bayerischen Landtag wurde das fragwürdige Vorgehen beendet und ein offener Rohboden hergestellt. Mit einer Bitte an die Höhere Naturschutzbehöre bei der Regierung von Oberbayern von heute will die Kreisgruppe erreichen, dass für die Kiebitze eine gute Lösung gefunden wird, die ihr Überleben in Seefeld-Hechendorf gewährleistet.
„Die diesjährige Planung der Behörden steht unter einem schlechten Vorzeichen“, betont Günter Schorn. Es bleibt zu hoffen, dass die Vorgehensweise nicht die gesamte Population auslöscht und sich das Blatt für die Kiebitze noch zum Guten wendet. Der BN bittet Spaziergänger und Radfahrer, das Brutareal zu meiden und Hunde nicht auf den angrenzenden Wiesen stöbern zu lassen.