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Ackerwildkräuterwettbewerb und die zweite Runde der landkreisweiten Erfassung

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und der BUND Naturschutz haben den Ackerwildkraut-Wettbewerb 2024 nun zum sechsten mal, diesmal in Oberbayern ausgelobt.

13.06.2024

Ackerwildkräuterwettbewerb und die zweite Runde der landkreisweiten Erfassung
Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und der BUND Naturschutz haben den Ackerwildkraut-Wettbewerb 2024 nun zum sechsten mal, diesmal in Oberbayern ausgelobt. So soll die Arbeit der Landwirte, die sich für den Erhalt der Vielfalt auf ihren Äckern einsetzen gewürdigt werden. Der Pressetermin für diesen Wettbewerb hat ausgerechnet bei uns im Landkreis stattgefunden, auf dem von uns betreuen Patenschaftsacker der Familie Koböck in Unterbrunn. Unserem zweijährigen, von der Regierung von Oberbayern geförderte Projekt zur Erfassung und Förderung von Ackerwildkräutern im Landkreis wurde dadurch eine besondere Bedeutung verliehen. (siehe auch STABNN 2023)

Fünf der insgesamt 23 teilnehmenden landwirtschaftlichen Betriebe, die sich mit je einem Acker für den Wettbewerb beworben haben, stammen aus dem Landkreis Starnberg.  Darauf sind wir besonders stolz, denn durch unsere Bemühungen um die Akzeptanz und Bedeutung der Ackerwildkräuter ist das Bewusstsein dafür vielleicht doch schon etwas gewachsen.

So war auch unsere Veranstaltung in Wartaweil im November zur Rolle der Ackerbegleitflora gut besucht und traf auf ein sehr interessiertes Publikum. Hier wurden von Dr. Stefan Meyer die vielfältige Bedeutung der Ackerwildkräuter erläutert und erste Ergebnisse aus der Kartierung vorgestellt. Vor allem auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen finden sich erfreulich viele Ackerwildkräuter. Selbst seltene Arten wurden immer wieder entdeckt. Anna Kreppold von der Bioland-Naturschutz Beratung konnte berichten, dass die Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern möglich ist und dass doch einige Bäuerinnen und Bauern dazu auch bereit sind, Beikräuter auf ihren Äckern nicht nur zu dulden, sondern sogar zu fördern.  Dr. Alfons Bauschmid, Werkleiter der Stadtgüter München erläuterte, dass, obwohl „Unkräuter“ auf den städtischen Äckern nicht gerne gesehen wären und daher mechanisch reguliert würden, auf den stadteigenen Flächen doch eine hohe Artenvielfalt vorhanden sei, was wir durch unsere Kartierung in Delling und Buchhof auch bestätigen können. Seit diesem Sommer sind die Stadtgüter nun alle auf biologische Landwirtschaft umgestellt.

Die Erfassung der Ackerwildkräuter in unserem Landkreis ist mit Kartierdurchgängen Mitte Juni und Mitte Juli in die zweite Runde gegangen. Da dieses Jahr besonders nass war, hat es auch einen interessanten Neufund gegeben: in lang von Wasser überstauten Äckerbereichen hatte sich eine sog. „Schlammlingsgesellschaft“ entwickelt, ein zierlicher Rasen aus u.A. Mauer-Gipskraut (Gypsophila muralis), dem Schlammling (Limosella aquatica) und dem Sumpfquendel (Peplis portula).

Unser Projekt geht dieses Jahr zu Ende und bietet damit die Grundlage dafür, die Diversität in unserer Agrarlandschaft weiter zu fördern. Die Ergebnisse sollen in die Biodiversitätsberatung der Unteren Naturschutzbehörde und in die Wildlebensraumberatung des AELF einfließen etwa für mögliche Verträge im Vertrags Naturschutz, für Ausgleichsflächen oder auch freiwillige Maßnahmen. Sinnvoll wäre die Schaffung von sog. Schutzäckern möglichst in jeder Gemeinde einer, die das hier vorkommende Artenspektrum beherbergen und erhalten sollen. Für Schulkinder wird es Umweltbildungsmaßnahmen geben, die den Blick auf die blühenden Beikräutern in den heimischen Getreidefeldern weiten. Auch bei der Bewirtschaftung von verpachteten Ackerflächen könnte die Förderung seltener, konkurrenzschwacher Ackerbeikräuter eine Rolle spielen, wenn das dem Eigentümer ein Anliegen ist. 

Ein kleines Highlight war der Drehtag für einen Dokumentarfilm, der von der Schauspielerin Maria Furtwängler angeregt worden ist und das Insektensterben und Maßnahmen dagegen zum Thema hat. Ein Beispiel wird das Patenschaftsprojekt der Familie Koböck sein. Für den Film wurde Roland Koböck zu seinem Engagement für die Artenvielfalt im blühenden Wildkrautacker von Maria Furtwängler interviewt.   

Unser gemeinsames Ackerwildkrautprojekt mit der Familie Koböck wird in diesem Film als positives Beispiel eines konventionellen landwirtschaftlichen Betriebes vorgestellt: "Das Ende der Insekten? Maria Furtwängler auf Spurensuche".

Text: Dr. Helene Falk

Harald Ulmer, BN Agrarreferent beim Pressetermin
Maria Furtwängler und Roland Koböck beim Interview
Schlammlingsgesellschaft im Marmeladenglasdeckel kurz vor der Herbarisierung
Fotos: Dr.Helene Falk