Wie erfolgreich ist der Kiebitz-Schutz in Seefeld? - Das erste Kiebitz-Brutpaar gibt sein Nest auf.
Die BUND Naturschutz Kreisgruppe Starnberg (BN) hat bei der Regierung von Oberbayern / Höhere Naturschutzbehörde eine Anzeige gegen die Untere Naturschutzbehörde Starnberg (UNB) erstattet. Seit 2020 hat die UNB die Verantwortung für den Kiebitz-Schutz in Seefeld übernommen. Bereits im letzten Jahr gab es einen totalen Brutausfall auf dem Seefelder Kiebitz-Acker. Durch den zu hohen Aufwuchs wurde der Strom nicht mehr auf den Schutzzaun geleitet. Dieser soll die Kiebitze in der Brachfläche vor Fuchs, Marder und Dachs schützen. In dieser Brutsaison gab bereits ein Paar sein Nest auf, weil nach einem Sturm der Zaun repariert worden ist - ohne darauf zu achten, dass zwei Kiebitz-Paare bereits mit der Brut angefangen hatten. Die Störung erfolgte bei 6,9° C und kaltem Wind. Durch die Unruhe verließen die Elterntiere das Nest und die lange Abwesenheit führte zum Absterben der Eier. Das umzäunte Gebiet, in dem die Kiebitze brüten sollen, hat mit 1,2 ha nur knapp ein Viertel der bis 2019 unter BN-Verantwortung gebotenen Fläche – viel zu klein für die bisher vorhandene Kiebitzpopulation, und der Zaun ist viel zu nahe im Brutgebiet, um Reparaturen und notwendige Zaunpflegearbeiten ohne Störung durchführen zu können. Der Zaun müsste wieder um den gesamten Acker gezogen werden, so wie der BN das bis 2019 noch gemacht hat, als er die Kiebitze erfolgreich betreut hat - mit dem gleichen Landwirt wie heute. Durch fachliche Fehleinschätzungen und unerfahrenes Handeln der Behörde ist die Kiebitzpopulation nun wieder bedroht, denn nach aktueller Beobachtung gibt es einen weiteren Brutversuch im südlichen Acker, außerhalb des Zaunes. Die Zahlen sind dramatisch: Zwischen 1992 und 2016 sind die Kiebitzbestände in Deutschland um 88 Prozent zurückgegangen! Der hauptsächliche Grund hierfür ist die hochintensive Landwirtschaft, die Feuchtwiesen trockenlegt und zu Ackerland macht oder die Bewirtschaftung nicht an die Bedürfnisse der Wiesenbrüter anpasst. Der BN fordert, alle Arbeiten entlang des Zauns zu unterlassen und schnellstens die gesamte Fläche des Ackers einzuzäunen, um den Kiebitzen ausreichend Platz für ihr vom Gesetz geschütztes Brutgeschäft zu geben. Aus Sicht des Artenschutzes ist der zu befürchtende neuerliche Verlust der Kiebitz-Brut ein weiterer katastrophaler Schaden im Landkreis. Durch unsere Anzeige soll das verhindert werden. Der BN erneuert auch sein Angebot für bisher von der UNB abgelehnte Gespräche zur Planung Kiebitz-freundlicher Bewirtschaftungsvorgaben.
Hier der link zum Artikel im Starnberger Merkur: