Weißes Veilchen (Viola alba)
Auszug aus: B. Quinger "Erhaltungszustand einiger hoch bedrohter und einiger landkreis-bedeutsamer Gefäßpflanzen im Lkr.STA" 2017 Seite 99 ff
Gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale
A) Allgemeine Angaben
Gründe für die Auswahl: Auf Südbayern beschränkte, aber auch dort sehr seltene Veilchen-Art im nördlichen Lkr. Starnberg und am Inn in den Lkr. Mühldorf und Altötting (s. Schönfelder & Bresinsky 1990: Karten-Nr. 1054).
Der Lkr. Starnberg verfügt über die individuenreichsten bayerischen Vorkommen des vorwiegend submediterran verbreiteten Weißen Veilchens (Viola alba). Der Lkr. Starnberg zeichnet sich durch mehrere Wuchsorte aus, von denen allerdings seit den späten 1980 er Jahren mindestens drei dem Verfasser dieses Gutachtens noch aus eigener Anschauung bekannte Vorkommen erloschen sind.
Anmerkungen zu dem Areal von Viola alba: Das Weiße Veilchen (Viola alba) hat sein Hauptareal in Nordspanien, Südfrankreich, Italien sowie auf der Balkanhalbinsel inne (vgl. hierzu Meusel et al. 1978: 292). Im Westen im nördlichen Vorfeld der Alpen reicht sein geschlossenes Areal bis in die südliche Oberrheinebene sowie in das Hochrheingebiet. An der Ostseite der Alpen erstreckt sich das geschlossene Areal von Viola alba entlang der Donau bis nach Oberösterreich.
Zwischen den südbadischen Wuchsgebieten am Ober- und Hochrhein sowie den davon etwa 500 Kilometer entfernten nieder- und oberösterreichischen Wuchsgebieten entlang der Donau, die beide jeweils mit dem Hauptareal noch im unmittelbaren Zusammenhang stehen und diesem angehören, befinden sich im Alpenvorland einige kleine vom Hauptareal abgesplitterte Teilareale im östlichen Bodenseegebiet (vgl. hierzu Quinger 1993 b: 83 ff.), im nördlichen Lkr. Starnberg östlich des Ammerseebeckens, im Rosenheimer Becken sowie am Inn im Lkr. Mühldorf sowie im Salzachmündungsbereich (zur Verbreitung in Bayern siehe Schönfelder & Bresinsky 1990: Karten-Nr. 1054). Diese voneinander über Entfernungen von ca. 100 Kilometer getrennten Vorkommensgebiete im mittleren Alpenvorland überbrücken gewissermaßen die etwa 500 Kilometer breite Lücke des Hauptareals zwischen dem südbadischen und dem nieder-/oberösterreichischen Raum.
Anmerkung zur Erfassung der Art: Viola alba bastardisiert gerne mit dem nah verwandten Behaarten Veilchen Viola hirta). Ein Hinweis auf Hybridformen von weiß blühenden Veilchen liefert die Farbe des Sporns. Eine Violett-Färbung des Sporns deutet auf Einhybridisierung von Viola hirta hin, wobei nach manchen Autoren auch Reinformen des Weißen Veilchens einen violett-farbenen Sporn haben können (Viola alba subsp. scotophylla, s. Schubert & Vent in Rothmaler 1994: 199). Sicher um Reinformen von Viola alba handelt es bei den Form mit einem grün-weißlichen Sporn (Viola alba subsp. alba s. Abb. 3/31).
Bei den Bestandszählungen war es nicht möglich Reinformen des Weißen Veilchens und Individuen mit möglicher Einhybridisierung des Behaarten Veilchen (= Viola alba x hirta) voneinander getrennt aufzunehmen. Es ist davon auszugehen, dass die zu den untersuchten acht Wuchsorten im Folgenden genannten Zahlen auch Hybridformen des Weißen Veilchens mit dem Behaarten Veilchen mit einschließen. Weitere Bastard-Formen des Weißen Veilchens (z.B. Viola alba x odorata, Viola alba x collina) kommen an den untersuchten Wuchsorten nicht vor.
Rote-Liste Einstufung Bayern: Stark gefährdet (Grad 2).
Rote-Liste Voralpines Hügel- und Moorland: Stark gefährdet (Grad 2).
Standort: Das Weiße Veilchen (Viola alba) bevorzugt an seinen Wuchsorten im Lkr. Starnberg besonnte Waldrandbereiche und Innenwaldsäume auf mäßig frischen bis mäßig trockenen, kalkreichen Mullhumus-Böden (Pararendzina bis Parabraunerde) über kiesigem Moränenmaterial. Die Art kommt im Randbereich von Buchenwäldern, stellenweise auch unter Eichen- und lockerer Fichtenbestockung vor, soweit diese keine geschlossenen Nadelstreuauflagen erzeugen und humusverändernd wirken. In gewissem Ausmaß wird das Weiße Veilchen offenbar von Ruderalisierungen begünstigt, soweit diese nicht mit Nitrophyten begünstigenden Eutrophierungen verbunden sind.
Es fällt auf, dass Viola alba häufig im Randbereich von Forststraßen vorkommt und dort gerne die angrenzenden Böschungshänge besiedelt, die bisweilen vom Wind ausgeblasen werden und an denen sich keine beträchtlichen Laubstreumengen ansammeln. Empfindlich ist das Weiße Veilchen offensichtlich gegen übermäßige Beschattung sowie gegen mächtige Streuanhäufungen. Das Bestandesinnere der Buchenwälder mit Viola alba-Vorkommen am Waldrand wird von dieser Veilchen-Art gemieden. Der Lichtbedarf des Weißen Veilchens ist zwar geringer als der von Viola hirta, aber höher als der von Viola riviniana und besonders als der von Viola reichenbachiana. Buchenlaubstreu-Auflagen von mehr als 5-6 cm Mächtigkeit werden von der ausläufertreibenden Viola alba nur mühsam durchstoßen; die Bestandsdichte und die Blühwilligkeit sind an mehrere Zentimeter hoch streubedeckten Flächen weitaus geringer ausgeprägt als an Stellen, die keine geschlossene Streuschicht mehr aufweisen oder sogar streufrei sind.
Vergesellschaftung und Begleitpflanzen: Randzone eines Waldgersten-Buchenwalds (Hordelymo-Fagetum), stellenweise auch eines Seggen-Buchenwaldes (Carici-Fagetum). Einige Wuchsorte befinden sich in aufgelockerten Fichten-Altersklassenbeständen mit Carex alba-Feldschicht.
An seinen Wuchsorten im Lkr. Starnberg wird das Weiße Veilchen (mind. voneinander abgesetzte acht Einzelvorkommen) fast immer von folgenden Arten begleitet:
Gräser und Grasartige: Waldgerste (Hordelymus europaeus), Weiße Segge (Carex alba), Berg-Segge (Carex montana), Wald-Segge (Carex sylvatica).
Krautige Pflanzen: Buschwindröschen (Anemone nemorosa),Haselwurz (Asarum europaeum), Waldmeister (Galium odoratum), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Bingelkraut (Mercurialis perennis), Behaartes Veilchen (Viola hirta), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana).
Moose: Brachythecium rutabulum, Hypnum cupressiforme.
Maßnahmen: Ganz generell sind an den untersuchten Wuchsorten des Weißen Veilchens folgende Maßnahmen vonnöten:
- in den Wuchsbereichen des Weißen Veilchens sind die Bestockungsverhältnisse so einzustellen, daß die der Viola alba zusagenden Halbschattverhältnisse als Breitsaum erhalten bleiben; die Holzentnahmen sollten einzelstammweise oder in kleinen Gruppen vorgenommen werden und möglichst nicht in Form größerer Schläge erfolgen, die eine zu starke Bestandesauflichtung verursachen.
- Jungholzaufwuchs (z.B. Sambucus nigra) in den unmittelbaren Wuchsbereichen des Weißen Veilchens möglichst vollständig beseitigen; dasselbe gilt für sich ausbreitendes Strauchwerk der Brombeere (Rubus fruticosus agg.).
- in stark mit Fichten versetzten Wuchsortbereichen des Weißen Veilchens diese allmählich vollständig entfernen und allmählich durch eine lockere, nicht vollständig geschlossene Buchenbestockung ersetzen;
- die Laubstreuanhäufungen an den unmittelbaren Wuchsortbereichen des Weißen Veilchens hin und wieder beseitigen; die Beseitigung der Laubstreu sollte im März nach der Schneeschmelze und noch vor der Blütezeit des Weißen Veilchens erfolgen;
- neue Wegebaumaßnahmen und Weganlagen im unmittelbaren Wuchsortbereich des Weißen Veilchens vermeiden;
- Ablagerungen von geschlagenem Holz in den unmittelbaren Wuchsortbereichen des Weißen Veilchens unterlassen.
Auf für die einzelnen Wuchsorten spezifische und dringliche Maßnahmen wird in der Kommentierung zu den einzelnen Wuchsorten hingewiesen.
Tiere und Pflanzen im Portrait
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen faszinierende Tiere und Pflanzen vor, die man bei uns im Landkreis Starnberg beobachten kann und erläutern deren Biologie und Lebensweise. Über die problematischen und invasiven Arten informieren wir nur. Buchempfehlungen, Links zu aussagekräftigen Videos und hilfreiche Internetseiten komplettieren die eigenen Texte. Viel Vergnügen beim Erkunden der spannenden Natur!
Auch Sie können – beispielsweise durch geschickte Gartengestaltung – neue Lebensräume schaffen (Gartenteiche für Amphibien und Libellen sowie Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermäuse) und das Nahrungsangebot für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen verbessern.
Die Blutrote Heidelibelle
Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) ist eine der häufiger anzutreffenden Großlibellen im Landkreis Starnberg. Die Art zählt zur Familie der Segellibellen (Libellulidae) und erreicht eine Flügelspannweite von sechs Zentimetern.
Die Zauneidechse
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) ist eine stämmige Eidechse mit kurzen Beinen. Die Männchen nehmen während der Paarungszeit eine leuchtend grüne Körperfarbe an, außerhalb der Paarungszeit ähneln sie den bräunlichen Weibchen, mit denen sie dann leicht verwechselt werden können.
Die Gemeine Skorpionsfliege
Die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) ist eine Art aus der Insektenordnung der Schnabelfliegen (Mecoptera) und kann im Landkreis Starnberg immer wieder beobachtet werden. Die Skorpionsfliege ist in Europa weit verbreitet, vielen Naturfreunden aber dennoch kaum bekannt.
Die Erdkröte
Die Erdkröte (Bufo bufo) ist neben dem Grasfrosch, dem Teichfrosch und dem Teichmolch die häufigste Amphibienart in Europa. In Bayern kann man sie bis zu einer Höhe von 2200 m über NN antreffen.
Die Zierliche Feldwespe
Die Zierliche Feldwespe (Polistes bischoffi) ist eine interessante, staatenbildende Art aus der Familie der Faltenwespen (Vespidae), die man im Landkreis Starnberg in Feuchtgebieten (etwa in Schilfbeständen) beobachten kann, die aber auch in der Nähe des Menschen ihre Nester baut.
Die Dunkle Erdhummel
Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) ist eine der häufigsten und größten Arten von Hummeln in Europa, zählt zur Familie der Echten Bienen (Apidae) und kann im Landkreis Starnberg in lichten Wäldern, grasigen Wiesenhängen, Gärten und Feldern angetroffen werden.
Die Gerandete Jagdspinne
Die Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus) ist eine faszinierende und recht große Art aus der Familie der Raubspinnen (Pisauridae), die man im Landkreis Starnberg am Ufer stehender oder langsam fließender Gewässer beobachten kann.
Die Veränderliche Krabbenspinne
Die Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) ist eine schöne und interessante Art aus der sehr artenreichen Familie der Krabbenspinnen (Thomisidae), die man im Landkreis Starnberg oft auf Blütenpflanzen beobachten kann.
Der Riesenbärenklau
Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) ist eine weißlich blühende Pflanze aus der Familie der Doldenblütler und stammt ursprünglich aus dem westlichen Kaukasus. Diese Art stellt in Deutschland eine problematische, invasive Pflanzenart dar, da sie phototoxisch wirkende Pflanzensäfte produziert, die bei Sonneneinstrahlung mitunter heftige Verbrennungserscheinungen auf der menschlichen Haut hervorrufen.
Das Drüsige Springkraut
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist eine Pflanze aus der Familie der Balsaminengewächse, deren Blüten weiß, rosarot oder kräftig violett gefärbt sind – wobei sich die Blütezeit von Juni bis Oktober erstreckt. Der Nektar ist sehr zuckerhaltig und deshalb für Insekten besonders attraktiv. Die Art ist ein problematischer und invasiver Neophyt.
Die Kanadische Goldrute
Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) ist eine gelblich blühende Pflanze aus der Familie der Korbblütler und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Diese Art stellt in Deutschland eine problematische, invasive Pflanzenart dar, da sie artenarme Dominanzbestände bildet, ganze Ökosysteme in der Zusammensetzung verändert und seltene, einheimische Pflanzenarten aus dem gleichen Lebensraum verdrängt.